Sonntag, 25. März 2007

Kar- und Ostertage 2007 in Sankt Sebastian

Welten-Wandel

Nichts bleibt, wie es ist, in der rasanten Abfolge der Ereignisse der Karwoche bis Ostern. Der triumphale Einzug in Jerusalem ist Ausdruck des Wunsches nach einer besseren Welt, in der Macht neu verteilt wird. Doch dieser erhoffte Wandel ist zu kurz gegriffen. Die Botschaft Jesu erschließt sich nur über den viel radikaleren Wandel, der den Tod durchschreiten und hinter sich lassen muss, um eine wirklich erneuerte Welt entstehen zu lassen, in der das Reich Gottes aufscheinen und gelebt werden kann. Wenn wir Ostern feiern, bezeugen wir, dass das Weltgeschehen unserer Zeit wie auch die kleine Welt unseres eigenen Erlebens Teil haben an der Verwandlung, dem eigentlichen Welt-Geschehen der Erlösung.


31.03./01.04.2007 - Palmsonntag -

Wunschwelten

Welche Welt wünsche ich mir? Hat meine Welt, in der ich lebe, Sinn? Ist sie tragfähig oder gibt es Welten, in die ich mich gerne flüchte, die mich vor der Wirklichkeit bewahren? Welche Welt wünsche ich mir, für welche lebe ich?




05.04.2007 - Gründonnerstag -

Welt-umfassend

Welten prallen aufeinander. Die JüngerInnen, die sich mit Jesus zum gemeinsamen Mahl versammeln, können kaum unterschiedlicher sein. Und doch feiern sie mit ihm gemeinsam Mahl: Welten berühren sich, sie werden umfasst von der Liebe Jesu. Auch uns umfasst und berührt Jesus im gemeinsamen Abendmahl: Mein Leib für euch ...



6.4.2007 - Karfreitag -

Welt-Untergang

Jesus stirbt am Kreuz. Die Welt Gottes geht unter. Alle Hoffnung fährt dahin: Die Sonne verfinstert sich, Dunkelheit, Welt-Untergang. Wo gibt es das in unserem eigenen Leben - Erfahrung von Scheitern, Zerbrechen der eigenen Welt(en), Finsternis?



7./8.4.2007 - Ostern -

Welt-geschehen

Er ist wahrhaft auferstanden, Halleluja! Die Hoffnung darauf, dass Finsternis, Scheitern und Tod nicht das letzte Wort haben werden, lässt die Welt in uns und um uns in einem neuen Licht erscheinen: Lumen Christi! Verwandlung kann geschehen!




Freitag, 16. März 2007

BibelNacht - Nachlese

(Foto: Martin Willebrand)

Mitten in der fast dunklen Kirche stand eine lange Tischreihe mit Stühlen. Ausgeleuchtet waren diese Plätze mit vielen weißen Kerzen. Sie gaben warmes Licht und schufen zugleich eine Atmosphäre der Sammlung und des Hörens.
Von acht Uhr abends bis acht Uhr morgens wurden biblische Texte gelesen, bildlich kommentiert, musikalisch angereichert, mit anderen Texten ironisch gebrochen, gegengelesen oder in unsere Zeit übersetzt.

Die Nacht bot einen weit gespannten Bogen: In der ersten Hälfte der Nacht standen drei große Blöcke aus dem Alten Testament auf dem Programm, zunächst die zentralen Passagen der Erzählung vom Auszug aus Ägypten, danach die höchst wechselvolle Geschichte des Stammvaters Jakob und seiner Familie, schließlich das Hohelied, das durch den gleichnamigen Text aus dem Ersten Korintherbrief gerahmt, in geschlechterübergreifenden Sprechrollen vorgetragen und durch Pop-Musik höchst eindrucksvoll kontrastiert wurde. In der zweiten Hälfte der Nach lag der Schwerpunkt dann auf dem Neuen Testament. Zuerst wurde eine Passage aus dem Lukas-Evangelium vorgetragen, in dem die Heilsgeschichte mit Jesus vor allem als Heilungsgeschichte erzählt wurde.
dann Teile aus der Offenbarung des Johannes und ihrer bis heute zur Entschiedenheit drängenden Zeitdiagnose. Der Bogen wurde geschlossen mit der Abrahamsgeschichte und ihren segensreichen Verheißungen, in die sich die TeilnehmerInnen der Bibelnacht selbst hineinstellen lassen haben.

Die erste BibelNacht in Sankt Sebastian war für alle Teilnehmenden eine intensive Erfahrung. Die Nacht als spürbare Unterbrechung des gewohnten Lebensrhythmus war zugleich Herausforderung und Chance.
Das Mitgehen durch die biblischen Texte, ihren Geschichten und dahinter liegenden Erfahrungen eröffnete überraschende Einsichten, irritierend neue Perspektiven, nicht für möglich gehaltene Denk- und Sprechweisen der biblischen Tradition und inspirierende Impulse für das eigene Leben mit Gott und den Menschen.

Alle, die am Ende der BibelNacht noch oder schon wieder dabei waren, haben den neuen Tag mit einem gemeinsamen ausgiebigen Frühstück begonnen, sich angeregt und zugleich müde, aber dankbar gemeinsam gestärkt.

Den vielen Mithelfenden und Vorbereitenden - aber auch den Teilnehmenden - gilt unser Dank für ein Stück gemeinsame Erfahrung, das es so bisher nicht gegeben hat!
Wenn Sie mit dem Mauszeiger über die Überschrift zu diesem Blog-Eintrag fahren, können sie durch einen Klick den Bericht über die BibelNacht von Martin Willebrand für die Bistumszeitung 'Kirche und Leben' lesen.

Vorstellung des Misereor-Hungertuchs



Das diesjährige Hungertuch hat die Seligpreisungen der Bergpredigt zum Thema. Der chinesische Künstler Li Jinyuan hat es gestaltet. Professor Li ist Nicht-Christ. Trotzdem hat er die Bergpredigt medi-tiert, ausgelegt und in seinem Bild gedeutet. Die Bibel und insbeson-dere die Bergpredigt waren für Li Jinyuan jedoch nicht neu. In den chinesischen Religionen, dem Hinduismus, dem Buddhismus und dem Daoismus, gibt seit vielen Jahrzehnten eine lebendige Auseinadersetzung mit der Bergpredigt. Vor allem die Seligpreisungen sprechen viele Buddhisten an. Die Rede Jesu von der Barmherzigkeit trifft sich mit dem Begriff der „liebenden Güte“, der den sozialen Grundzug des Buddhismus umschreibt: Mitgefühl mit jedem Lebewesen zu haben.

Das Hungertuch leuchtet in einem kräftigen Gelb und Orange, dazu kommen die Farben Rot und Ocker und Schwarz und Grau. Ein mächtiges Kreuz aus Licht teilt die Fläche in vier Teile, in denen sich rote Kreise befinden. In der Mitte des Bildes ist hinter einem Meer ein Berg zu sehen. Dieser Berg ist aus Menschen gebildet und wird durch das Lichtkreuz, das sich nach oben zum Himmel öffnet, geteilt. Im Zentrum steht Jesus. Er scheint in den Berg hinein verwurzelt zu sein und reicht bis in den Himmel. In Christus ist alles vereint, was im Himmel und auf Erden ist. Er gibt das vom Himmel kommende Wort Gottes an die Menschen weiter. Was Jesus verkündet, soll die Welt verwandeln und mit neuem Geist erfüllen. Er spricht die Menschen um sich herum direkt an: Selig seid ihr. Die Körper vieler Menschen haben kantige Formen, die Menschen kommen mit all ihren Ecken und Kanten, Sorgen und Nöten zu Jesus. Aus allen Richtungen strömen sie, um zu hören, was Jesus ihnen zu sagen hat. Eine Völkerwanderung zum Berg des Herrn hat eingesetzt wie sie schon von Jesaja visionär beschrieben wurde.

Das leuchtende Gelb steht in der chinesischen Vorstellung für etwas, das Menschen wertvoll ist und soll auf die Lebendigkeit und Liebe, mit der Jesus auf die Menschen zugeht, hinweisen. Die linke Hand Jesu liegt auf seinem Herzen. Das Herz verweist im Chinesischen auf die Haltung, mit der man anderen Menschen begegnet.

Zu Jesu Füßen brennt ein Feuer, ein Zeichen für das kommende Reich Gottes, das alles neu macht und das Alte verbrennt. Über dem Kopf Jesu öffnet sich der Himmel und der Geist Gottes kommt auf ihn herab. Von oben und von unten bricht das Reich Gottes an.

Ein roter Stempel leuchtet unter dem Feuer. In den Stempel sind kunstvolle chinesische Schriftzeichen eingeprägt: „Höchste Güte ist wie das Wasser.“. Ein Zitat aus der daoistischen Schrift des Lao-Tse. Das Wassersymbol ist typisch für die daoistische Literatur. Wasser gilt als gütig, weise und tapfer, es umfließt Hindernisse und sucht sich seinen Weg, Wasser spendet Leben und erneuert. Der Künstler Li sagt, dass das Wasser Eigenschaften wie Christus hat.

Vor dem Berg ist noch einmal Wasser dargestellt, ein Meer, auf dem viele Dschunken fahren an deren Decks sich Menschen befinden. Die Schiffe sind so klein gezeichnet, um die Weite und Größe des Meeres zu betonen, ein beliebtes Stilmittel der chinesischen Malerei. Das Meer ist in der chinesischen Vorstellung weit und tolerant, da es für alle da ist. Das Auf und Ab der Wellen symbolisiert die Höhen und Tiefen des Lebens. Die ausfahrenden Menschen tragen die Lehre Jesu in die Welt und geben Zeugnis seiner Liebe.

Am unteren Rand in der Mitte des Bildes sind zahlreiche Bäume zu sehen, deren Kronen ein Halbrund bilden. Die Darstellung soll an das Gleichnis vom Senfkorn erinnern. Das Senfkorn, das kleinste aller Samenkörner, wächst mit der Zeit zu einem mächtigen Baum heran, in dessen Zweigen die Vögel singen.

Das Bild vom Samenkorn wird in den vier Vignetten wieder aufgenommen. In jeder Szene tritt die Kraft und die Liebe zu Tage. Jede Vignette ist wie ein Senfkorn, das sich im Alltag entfaltet und Frucht bringen wird. Sie ist ein Gleichnis für das Himmelreich, das in der Nachfolge Jesu Wirklichkeit wird.

Sehen wir uns nun die Vignetten im einzelnen an.

Oben links im Bild wird die Seligpreisung: „ Selig, die arm sind vor Gott“, am Leben der Yi, einer ethnischen Minderheit im Südwesten Chinas, dargestellt. Sie leben in bedrückender Armut in den so ge-nannten „großen kühlen Bergen“ der Provinz Sichuan. Zu sehen ist eine Frau, die auf dem bloßen Lehmboden ihrer ärmlichen Hütte sitzt, Tee kocht und Kartoffeln zubereitet. Eine zweite Frau wäscht am Fluss, eine dritte hat Eimer an ein Tragholz gehängt, um Wasser zu holen, denn Wasserholen ist Frauensache. Darüber ist ein Bauer, der mit einem Yak ein Feld pflügt, abgebildet. Eine stehende Person schaut durch ein geöffnetes Fenster, vielleicht in eine bessere Zu-kunft. Diese Menschen stehen unter dem schwarzen Kreuz der Armut.

Neben diese Vignette hat der Künstler kalligraphisch den Vers der Bergpredigt: „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden “ ins Bild gesetzt. Die beiden Seligpreisungen: „Selig die Armen“ und „Selig die Barmherzigen“ gehören für den Künstler eng zusammen. Barmherzigkeit heißt nicht, ein Almosen geben, sondern mitzuwirken, dass die Armen ihre Lage verbessern können.

Oben rechts ist eine zweite Vignette mit einem schwarzen Kreuz zu sehen. Sie trägt den Titel: “Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich“. Dieses Bild zeigt eine düstere Gefängniszelle. Durch das Gitter des kleinen Fensters erahnt man die Umrisse eines Kaiserpalastes, für Prof. Li Symbol des chinesischen Feudalsystems. An der Decke ein Gehenk-ter, der den Folterern zum Opfer gefallen ist. Eine Ordensschwester steht vor dem Lager eines schwachen vielleicht kranken Gefangenen. Li Jinyuan will mit dieser Szene auch auf die Solidarität, die viele Ordensgemeinschaften in den Südkontinenten leben, wo sie den Ärmsten der Armen zur Seite stehen, hinweisen. Häufig ist dieser Einsatz mit einem hohen persönlichen Risiko verbunden.

In vielen Ländern der Erde werden die Menschenrechte nicht geachtet. Vor allem die Landbevölkerung wird unterdrückt, Korruption und Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Li Jinyuan selbst erlebte die Verwüstungen und die Indoktrination der chinesischen Kulturrevolution und überlebte Gefängnis und Umerziehungslager.

Wer sich für Gerechtigkeit einsetzt muss häufig mit Verfolgung rechnen. Gerade die Mächtigen wollen auf ihre Privilegien und die von ihnen etablierte Ordnung nicht verzichten.

Neben diesem Bild steht in chinesischen Schriftzeichen: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“

In der Vignette rechts unten wird ein Bild dargestellt, wie es der Prophet Jesaja schon ersehnt hat. „Selig, die Frieden stiften“. Eine Szene voller Harmonie, Löwe, Bären, Lämmer, Hirsche und Menschen lagern beieinander. Sonnenblumen umrahmen das Bild. Der Vater hält sein kleines Kind auf dem Arm, die Mutter sitzt daneben; Die Pandabärin spielt mit ihren Jungen. Der Panda, das chinesische Nationalsymbol, gilt als freundliches Tier und als Sinnbild des Glücks. Der Hirsch steht in China für Sanftheit. Zwei Menschen werfen Vögel als Symbol des Friedens in die Luft und schenken ihnen die Freiheit. Die Vögel fliegen über die Menge hinweg in die Höhe. Zeichen der Hoffnung auf den Frieden zwischen den Völkern und mit der ganzen Schöpfung. Frieden ist ein Zustand, der nur durch aktives Tun erreicht wird. Die Harmonie mit der ganzen Natur ist in der philosophischen, religiösen und künstlerischen Tradition Chinas sehr wichtig. Frieden stiften können nur diejenigen, die den Frieden in sich haben.

Das vierte Medaillons links unten stellt die Seligpreisung: „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ dar. Im Vordergrund stehen eine Frau und ein Mann, die sich zärtlich umarmen und einan-der trösten. Daneben sehen wir einen Mann, einen Lehrer, der Bücher verteilt. Bücher als Trostspender? Die Bücher als Symbol des Wissens und der Bildung können helfen aus der Unmündigkeit und Unselbständigkeit herauszukommen und eröffnen so Chancen auf eine bessere Zukunft.

Bei diesem Medaillon ist der Bezug zur diesjährigen Fastenaktion am deutlichsten. Misereor fordert uns auf: “Entdecke, was zählt!“ Unsere Antworten darauf werden unterschiedlich ausfallen. Achtung, Liebe, Begegnung, Achtsamkeit, Vertauen, Wertschätzung, Solidarität, Sensibilität, Toleranz, Gesundheit, Frieden, Bildung. Bei der Fastenaktion wird die Grundbildung für alle in den Vordergrund gestellt. Alle auch Frauen, Minderheiten, Behinderte, alle sollen eine Grundbildung und Ausbildung erhalten. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung und den Erwerb kognitiver und technischer Kompetenzen, die für den Einzelnen und auch für den Staat von wirtschaftlicher Bedeutung sind. Es geht auch um emotionale und soziale Kompetenzen, um politische Sensibilität und kulturelle Toleranz, um die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zur Unterscheidung von Werten. Bildung in diesem Sinne ist umfassend und damit auch als Herausforderung für uns, die Menschen in der sogenannten Ersten Welt, zu verstehen.

Unten links ist noch ein interessantes Detail, ein kleiner, roter Stempel. Hier hat Li Jinyuan sein Bild signiert. „In Ehren gemalt in Aachen 2006“, hinzugefügt ist sein Familienname „Li“ und sein Vorname „Jinyuan“.

(Ingrid Heckmann)


Freitag, 2. März 2007

Rückblick: Visitation

Am 28.2. besuchte Weihbischof Ostermann unsere Gemeinde. Er nahm mit großer Anerkennung die Arbeit wahr, die in Kindergarten und Hermannschule sowie im Sozialbüro geleistet wird und äußerte sich positiv zur Zusammenarbeit mit nicht-kirchlichen Einrichtungen wie der Münster-Tafel.

Im Gespräch mit dem Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat ermutigte er uns, gute Wege für die Pastoral in unserer Gemeinde und im Verbund mit den Nachbargemeinden zu erarbeiten. Dem Bistum sei nicht daran gelegen, den Gemeinden starre Konzepte überzustülpen und das, was in den Gemeinden lebt, zu zerstören.