Mittwoch, 2. Mai 2007

Kreativer Frühschoppen

Am Sonntag, 29.04.2007, haben wir in St. Sebastian nach dem Gemeindegottesdienst einen kreativen Frühschoppen veranstaltet, um die gegenwärtigen Nachrichten, die wir vom Bistum und aus der Presse erfahren haben, zu besprechen und nach Perspektiven und Richtungsentscheidungen zu suchen.

Die Einladung zu diesem Austausch wurde sehr gut angenommen. Die Kapelle war bis auf den letzten Hocker besetzt, einige mussten stehen.

Unten werden die Themenbereiche, Wortmeldungen und Diskussionsbeiträge wiedergegeben. Sie spiegeln die Stimmung in der Gemeinde. Vorangestellt ist eine kurze Zusammenfassung der Grundstimmung, wie sie sich beim kreativen Frühschoppen gezeigt hat.

Grundstimmung
Deutlich wurde vor allem, dass die Christinnen und Christen in St. Sebastian sich stark als Gemeinde wahrnehmen, die mit ihrem besonderen Charakter erhalten bleiben soll, um unterschiedlichen Menschen eine Möglichkeit zu geben, gemeinsam Kirche zu sein. Außerdem wurde betont, dass die pastorale Verantwortung für die Menschen im Südviertel nicht aufgegeben werden dürfe. Gerade die Älteren erinnerten daran, dass Sankt Sebastian eine Pfarrei sei, die aus den abgepfarrten sozialen Brennpunktgebieten der älteren Nachbarpfarreien hervorgegangen sei. Heute fühle sich die Gemeinde für die Menschen in ihrem Gebiet verantwortlich: Integration von Kindern mit Migrationshintergrund im Kindergarten; Partizipation von Menschen, die mit Grundsicherung leben müssen, im Leben der Gemeinde; ebenso wie Partizipation von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Leben der Gemeinde und ihrer Gruppen.

Notizen und Stimmen aus dem Verlauf

Zu Beginn wurde kurz der aktuelle Informationsstand berichtet:
Das Bistum hat der Pfarrgemeinde überraschend den Beschluss mitgeteilt, den Standort St. Sebastian für die Zeit nach der Fusion zur Disposition zu stellen. Gleichzeitig hat es der Bitte des Kooperationsrates entsprochen, den ursprünglich für eine Fusion vorgesehenen Termin 01.01.2008 auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

Die nachfolgenden Stichworte geben Eindrücke zur aktuellen Situation, wie sie in der offenen Runde geäußert wurden, wieder:

- Unverständnis über die Entscheidung des Bistums.
- Was ist mit den sozialen Einrichtungen (Kindergarten, Seniorenstube, Münster-Tafel)?
- Ich kann mir St. Sebastian ohne (diesen) Gottesdienstraum nicht vorstellen. Andere Gemeinden gehen nicht.
- St. Sebastian ist mein Zuhause. Die anderen Gemeinden sind anders.
- Was macht diese Gemeinde aus? Ist es der Kirchenraum? Können wir unsere Identität auch woanders bewahren? Wenn ja, wie kann das gehen? Und: Was ist mit den Hauptamtlichen (Küster/Organist, Pfarrsekretärin)?
- St. Sebastian ist für mich Gottesdienstort. Daneben hat sich hier gute soziale Arbeit etabliert. Die Altenstube ist ebenerdig erreichbar. St. Sebastian ist eine gut entwickelte Gemeinde. Können wir in versöhnter Verschiedenheit nicht so in Kooperation mit den anderen Gemeinden weiterleben?
- Die Frage des Kirchenraums ist zentral für die Identitätsfrage. Dies betrifft auch die Möglichkeit der Kindergottesdienste.
- Eine ganz pragmatische Frage: Wenn wir klar haben, was wir wollen, wie setzen wir das um? Haben wir noch Möglichkeiten?
- Problem: Was ist hier eigentlich schon (durch das Bistum) entschieden? Besteht hier Klarheit?
- Was fördert und was beschwert die Kooperationsmöglichkeiten mit Heilig Geist und St. Gottfried? Gibt es Perspektiven für eine gemeinsame Zusammenarbeit?
- Auf der einen Seite fühlen wir uns machtlos. Auf der anderen Seite: Sind wir mit unseren (Handlungs-) Möglichkeiten schon am Ende?
- Öffentlichkeitsarbeit: Können wir uns die örtlichen Medien zunutze machen?
- Das Bistum soll in die Pflicht genommen werden, uns Vorentscheidungen mitzuteilen. Es muss mehr Transparenz hergestellt werden.
- Bei der Gründung von St. Sebastian haben St. Joseph und Heilig Geist ihre sozialen Brennpunkte abgegeben
- Was sich entwickelt hat, hat sich entwickelt, weil es hier notwendig ist

Nach dem Sammeln von Eindrücken wurde gefragt, was für die Gemeinde St. Sebastian wichtig, was unerlässlich, unaufgebbar sei – für uns selbst, und auch hinsichtlich der Zuwendung zum Anderen (Diakonia). Folgende Statements wurden geäußert:

- In der Gemeinde werden Kranke besucht. Eine Gruppe von psychisch kranken Menschen hat sich hier etabliert und ist als solche sichtbar integriert. Mit dem Wegfall von St. Sebastian wäre es um diese Gruppe geschehen.
- Die Liturgie in St. Sebastian ist in Münster einzigartig und erscheint nicht nur aus theologischer und liturgiewissenschaftlicher Sicht als wertvoller Baustein gottesdienstlichen Lebens.
- Der liturgische Raum St. Sebastian lebt aus der Rückbindung an den Standort Südviertel und an das diakonische Engagement hier vor Ort. Eine Gottesdienstform wie diese ließe sich an einen anderen Standort nicht übertragen.
- Es gibt Familienkreise, die unbedingt erhaltenswert sind.
- Es spricht also vieles dafür, den Kirchenraum zu erhalten und neu in die Gemeinde einzubetten. Kirchenraum als Begegnungsraum.
- Idee: Integration aller Gemeindefunktionen in/an den Kirchenraum. Verkauf der Fläche Pfarrheim/Kindergarten/Pfarrhaus
- Erstellung eines Finanzkonzepts und entsprechendes Fundraising, um den Haushalt St. Sebastian auf eigene Füße zu stellen.
- Wieviel Geld hat das Bistum in den vergangenen Jahren an St. Sebastian eingespart, vor allem durch das Fehlen eines Hauptamtlichen?
- Hinsichtlich einer pragmatischen Umgestaltung des Kirchenraumes wurde auf das Beispiel der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg verwiesen.

Schließlich wurde die Frage nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den Pfarrgemeinden gestellt. Folgende Überlegungen wurden genannt:

- Wird hier nicht etwas künstlich hergestellt, was sich günstigenfalls aus späteren Strukturen ergeben kann?
- Gemeinden sind keine Betriebe, die auf Gewinnmaximierung aus sind, sondern soziale Gefüge, die unter willkürlichen Zusammenlegungen leiden und verlieren.
- kfd: Beispiel für mögliche Vernetzung und Kooperation
- Gottfried / Maximilian Kolbe kann uns als Beispiel für Verschiedenheit unter einem Dach dienen
- Eigenständigkeit und Gemeinsamkeit der unterschiedlichen Gemeinden im Südviertel können neu definiert werden. Wir können unterscheiden, in welchen Bereichen kooperiert oder fusioniert werden kann und wo unterschiedliche Formen und Gruppen/Gemeinden bestehen bleiben müssen, um der Vielfalt der Menschen im Südviertel zu entsprechen.
- Erfahrungsberichte von bereits fusionierten Gemeinden einholen

Der kreative Frühschoppen wurde mit einem guten Gefühl beschlossen. Es gab viel Übereinstimmung und Ermutigung für die weiteren Gespräche über die anstehenden Ziel- und Strukturfragen. Es soll versucht werden, auch weiterhin möglichst zeitnah die Gemeinde zu informieren und den Austausch über die anstehenden Fragen zu suchen.

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