Montag, 3. März 2008

Reaktionen aus der Zeitungslandschaft

Hinter diesen links finden sich Versuche aus der münsterschen Zeitungslandschaft, die Fusionssituation zu beschreiben... Sie repräsentieren nicht die Meinung der BloggerInnen dieses Blogs, sondern dienen allein der Dokumentation.

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Münstersche Zeitung, 29.2.2008
"Gemeinde-Fusion mit Verlusten"
http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/startseite/mslo/
art993,197887

"Gemeinde-Fusion mit Verlusten
tja am 29.02.2008 23:10 Uhr
MÜNSTER
Eva Maria König hätte den Sonntag gerne schon hinter sich. Den Tag, an dem die Kirchengemeinde St. Sebastian aufhört zu existieren. Vielleicht sind dann Trauer und Enttäuschung „über die Zerstörung einer lebendigen Gemeinde“ nicht mehr so groß.
Auf dem schwierigen Weg zu einer Kirchengemeinde: Eva Maria König und Dr. Michael J. Rainer begleiten den Fusions-Prozess von St. Sebastian und Heilig Geist.
Am Sonntag (2. März) fusionieren die Kirchengemeinden St. Sebastian an der Hammer Straße und Heilig Geist an der Metzer Straße. Eine Entwicklung, die gerade in St. Sebastian auf Kritik stößt: Die Gemeinde mit rund 2100 Mitgliedern habe allein und einseitig den Preis der Fusion zahlen müssen. „Uns wird der Kirchraum genommen und die übrigen kirchlichen Gebäude werden zur Disposition gestellt“, heißt es in einer Stellungnahme, verfasst vom Pfarrgemeinderat. Vorsitzende des Gremiums ist Eva Maria König.
Auch Heilig Geist mit 4800 Mitgliedern höre am Sonntag auf zu existieren – aber nur für ein paar Sekunden, sagt Dr. Michael J. Rainer, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. Denn gleich darauf entstünde die neue Gemeinde mit gleichem Namen. „Aus Gründen der Tradition des Viertels ist die Entscheidung gefallen, ihn zu behalten.“
„Es gibt viel zu tun“
Mit dem Fusionsgottesdienst am Sonntag entsteht zwar eine neue Gemeinde – ihre zwei Teile sind dann aber noch lange nicht zusammengewachsen. „Es gibt viel zu tun, um sie zusammenzubringen“, sagt Rainer. Bereits im Vorfeld wurde im Kooperationsrat, bestehend aus Mitgliedern beider Gemeinden, viel und kontrovers diskutiert. Rainer: „Es war anstrengend, aber wichtig für die Zukunft.“ Es gehe auch darum, vieles zu erhalten, was in St. Sebastian entwickelt wurde. Die Gemeinde hat seit Dezember 1999 keinen eigenen Pfarrer mehr. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter hätten eine enorme Kraft investiert und in Selbstverantwortung das Gemeindeleben gestaltet, so Rainer.
Dem Bistum scheine dagegen eine Kirchengemeinde, die so viel Eigenständigkeit entwickelt hat, „nicht so wichtig zu sein“, sagt König. All dies werde durch die Art des Fusionsprozesses „unnötigerweise auf Spiel gesetzt“, heißt es in der Stellungnahme aus St. Sebastian.
Eine Fusion sei immer schmerzhaft für die Gemeinden, entgegnet Josef Vollstedt, Geschäftsführer des Stadtdekanats. Aber letztendlich sei diese Entscheidung vor dem Hintergrund der sinkenden Zahl der Katholiken und der finanziellen Lage des Bistums gefallen: „Wir müssen genau gucken, wie wir das Kleid, das zu groß geworden ist, enger schneidern können“, sagt Vollstedt.
Dafür haben auch die Christen in St. Sebastian Verständnis. Kritik äußern sie allerdings daran, dass ihre Gemeinde einen so hohen Preis für die Fusion zahlen müsse. Und vor diesem Hintergrund sei das Zusammenwachsen zur neuen Kirchengemeinde Heilig Geist weiter „ein schwieriger und auch langwieriger Prozess“, ist sich Eva Maria König sicher. „Es wird auch in Zukunft Probleme geben, die wir aber so kollegial wie möglich lösen müssen.“
Den Fusionsgottesdienst der Gemeinden Heilig Geist und St. Sebastian zelebriert am Sonntag (2. März) in der Heilig-Geist-Kirche Weihbischof Friedrich Ostermann. Beginn ist um 10.30 Uhr."

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Münstersche Zeitung, 2.3.2008
"Ein bitterer Tag für St. Sebastian"
http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/startseite/mslo/
art993,198832

'Ein bitterer Tag für St. Sebastian'
Katja Bühren am 2.03.2008 18:46 Uhr
MÜNSTER
Laetare – freue dich – heißt der vierte Fastensonntag. Dass an diesem Tag aber viele Christen „mit gemischten Gefühlen“ und zum Teil in Trauer den Gottesdienst in Heilig Geist besuchten, konnte Weihbischof em. Friedrich Ostermann nachvollziehen.
Weihbischof Friedrich Ostermann segnete die Gläubigen, nachdem er die Urkunde der neuen Kirchengemeinde Heilig Geist verkündet hatte.
Trotzdem: „Die Freude sollte die Traurigkeit überstrahlen“, sagte er gestern. Dann schloss der Weihbischof im Fusionsgottesdienst die Taufbücher der Gemeinden St. Sebastian und Heilig Geist – und öffnete das der neuen Gemeinde mit altem Namen: Heilig Geist. Nun sei eine neue Seite im Leben der Pfarrgemeinde aufschlagen.
Für das Viertel
„Ein bitterer Tag für St. Sebastian“, sagte Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Eva Maria König zu Beginn des Gottesdienstes. „Die Fusion stellt uns vor einen radikalen Neubeginn. Sie schneidet das ab, was wir über Jahre entwickelt haben.“ Christen aus St. Sebastian befürchten, dass ihr Gemeindeleben durch den Zusammenschluss zerstört wird. Ende des Jahres müssen sie ihre Kirche aufgeben. Die übrigen Gebäude stehen zur Disposition (wir berichteten).
„Wenn unsere Schwestergemeinde ihre Kirche verliert, ist das auch unser Leid“, sagte Michael J. Rainer, Pfarrgemeinderates-Vorsitzender in Heilig Geist. Im Wechsel mit König las er zu Beginn des Gottesdienstes Stimmen und Stimmungen zur Fusion vor. „Ich hoffe, dass wir gemeinsam etwas voranbringen für die Menschen im Viertel. Die neue Lage bietet alle Chancen, gerade wenn wir unterschiedliche Positionen einbringen“, so Rainer.
Protest
Nachdem Ostermann die Urkunde der neuen Kirchengemeinde verkündet hatte, ging er in seiner Predigt auf die Vergangenheit ein und blickte in die Zukunft: Das, was in St. Sebastian und Heilig Geist gewachsen ist, verdiene große Hochachtung. „Achtet das, was gewesen ist. Prüft es und behaltet das Gute.“
Diese aufmunternden Worte erreichten einige Mitglieder aus St. Sebastian nicht: „Viele nehmen an diesem Gottesdienst nicht teil“, sagte König. Sie wollten „die Absegnung eines Rechtsaktes, der die Gemeinde zerstören wird“, nicht miterleben. Einige trafen sich im Pfarrheim St. Sebastian, um „ein Zeichen des Protestes zu setzten“ und über die Zukunft zu sprechen. Vor der „Altenstube“ der Gemeinde prangte ein großes Plakat mit der Aufschrift: Zwangsfusion."

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Westfälische Nachrichten, 29.2.2008
"Gutes von St. Sebastian und Heilig Geist vereinen"
http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/muenster/nachrichten/
Gutes_von_St._Sebastian_und_von_Heilig_Geist_vereinen.html

"Gutes von St. Sebastian und von Heilig Geist vereinen
Münster.
Es ist ein Neuanfang für beide Gemeinden, sagt der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von Heilig Geist, Dr. Michael Rainer. Eva Maria König, Vorsitzende des Gremiums in St. Sebastian, wäre es lieber, wenn die Fusion der beiden Kirchengemeinden an der Hammer Straße bereits vollzogen wäre. Weihbischof Friedrich Ostermann feiert den Zusammenschluss am Sonntag (2. März) um 10.30 Uhr mit der „neuen“ Gemeinde in Heilig Geist.
Beide Kirchengemeinden hören an diesem Tag auf zu bestehen, und für beide sei die Stunde Null gekommen, erklärt Rainer. Die Fusion sei nicht ihre Idee gewesen, sagen die Pfarrgemeinderäte, sondern ein Ziel des Pastoralplans. Beide Gemeinden seien gleichermaßen von der Nachricht überrascht worden. Beide wissen, dass noch eine Seelsorgeeinheit mit St. Gottfried ansteht.
In einer offiziellen Stellungnahme der Gemeinde St. Sebastian wird die Fusion mit Heilig Geist als „Zwangsmaßnahme“ beschrieben. „Die Fusion erleben wir als Zerstörung einer lebendigen Gemeinde“, heißt es. In der Debatte sei überwiegend die Immobilie und nicht die Gemeinde Grundlage aller Strategien gewesen.
46 Jahre gewachsenes Gemeindeleben wird scheinbar abgeschnitten, betont Rainer. Dabei werde seit 1999, seit St. Sebastian ohne Pfarrer ist, unter Einsatz zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeiter das lebendige Gemeindeleben aufrechterhalten, so Eva Maria König. Es sei zu befürchten, dass durch den Fusionsprozess die Gemeinde unnötigerweise aufs Spiel gesetzt werde.
Dr. Michael Rainer von Heilig Geist hat Verständnis für St. Sebastian. Das Profil dieser Gemeinde dürfe nicht verloren gehen, betont er. Rainer hatte zur bevorstehenden Fusion noch krassere Worte aus St. Sebastian erwartet.
Einig sind sich die beiden Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, dass sie Probleme offen handhaben und kollegial lösen möchten.
Bis Ende November bleibt die St. Sebastian-Kirche noch offen. Die Kita nebenan habe eine Zusage des Bischöflichen Generalvikariats, dass Kinder, die für diesen Sommer angemeldet sind, bis zum Schuleintritt in der Kita betreut werden können."
VON GABRIELE HILLMOTH, MÜNSTER

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Westfälische Nachrichten, 2.3.2008
"Heilig Geist und St. Sebastian: Mut zum gemeinsamen Weg"
http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/muenster/nachrichten/
Heilig_Geist_und_St._Sebastian_Mut_zum_gemeinsamen_Weg.html

"Heilig Geist und St. Sebastian: Mut zum gemeinsamen Weg
Münster.
Wirklich glücklich sind die Gemeindemitglieder von Heilig Geist und St. Sebastian nicht über die Fusion: Seit gestern bilden beide Gemeinden eine Einheit: „Der Weg ist uns vorgezeichnet, wir müssen ihn gehen“, sagte Pfarrer Karl Braun im Gespräch mit den Westfälischen Nachrichten. Er wird der neuen Groß-Gemeinde vorstehen.
Intensiv fiel dann auch das Gebet aus, mit dem Pfarrer Braun in die Messe zur Gemeindefusion gestern Morgen in der Heilig-Geist-Kirche einleitete: „Als Gemeinden St. Sebastian und Heilig Geist haben wir uns vor dir versammelt mit unseren Fragen, Enttäuschungen, Verletzungen aber auch mit unseren Hoffnungen . . .“ Weihbischof Friedrich Ostermann machte den Gemeindemitgliedern Mut, sich für die neue Gemeinde einzusetzen: „Gott ruft uns, aufzubrechen, Gewohntes hinter uns zu lassen, Neues zu wagen. Wo Neues zum Vorschein kommt, braucht es Mut und Miteinander, Geduld und Gelassenheit.“
Die Gemeinden Heilig Geist und St. Sebastian sind bereit, sich den nun gemeinsamen Herausforderungen der Zukunft zu stellen: „Ich denke, dass unsere Kirchen jetzt durch das gemeinsame Gottesdienstangebot wieder voller werden“, hofft Heilig-Geist-Gemeindemitglied Marta Glosemeyer. „Durch die Arbeit für die anstehende Fusion waren die Geistlichen in den vergangenen Wochen stark beschäftigt – das wird sich jetzt alles wieder beruhigen“.
Tatsächlich sind seit gestern bereits Übergangsgremien wie der Pfarrgemeinderat im Amt. „Je zehn Mitglieder der ehemaligen Gemeinderäte von Heilig Geist und St. Sebastian bilden den neuen Gemeinderat bis zur Neuwahl im kommenden Jahr“, so Pfarrer Braun.
„Das Schicksal der St.-Sebastian-Gemeinde berührt uns alle auf der Geist sehr“, sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Michael J. Rainer von Heilig Geist. „Ende 2008 wird die Kirche geschlossen. 46 Jahre gewachsenen Gemeindelebens werden scheinbar abgeschnitten.“Die Zukunft zu gestalten sei nun die gemeinsame Aufgabe, betont Eva Maria König, Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Sebastian. „Ich hoffe, dass wir gemeinsam was voranbringen für die Menschen im Viertel.“
Im Pfarrheim von St. Sebastian trafen sich nach der Fusion von Heilig Geist und St. Sebastian 40 Gemeindemitglieder, um ihre Trauer und ihren Protest auszudrücken. Ein großes Schriftband, am Pfarrheim angebracht, brachte es für die Öffentlichkeit auf denn Punkt: „Zwangsfusioniert!“ Zum Trost gab es Kaffee und Kuchen. Auch die Mitglieder des Kirchenvorstands und des Pfarrgemeinderates nahmen an dem Treffen teil."
VON SVEN BETTING, MÜNSTER