Donnerstag, 15. November 2007
Neues zur Situation unserer Gemeinde - Gemeindeinfo am 25.11.2007
In einem Gespräch mit Eva-Maria König bedauerte Weihbischof Overbeck, dass er in unserer Gemeinde Betroffenheit ausgelöst hat. Er erläuterte, dass er mit „Eigenkirchlichkeit“ keine Entfernung von der Lehre der katholischen Kirche, sondern ein „für-sich-sein-Wollen“ gemeint habe, wie er es in vielen Gemeinden anträfe. Er sprach unserer Gemeinde und den Priestern, die uns begleiten, sein volles Vertrauen aus. Zugleich nahm er den Begriff der „Rückführung“ zurück und ersetzte ihn durch „Zusammenführung“ von zwei Pfarreien zu einer, wobei er betonte, dass dies für beide Gemeinden einen Neubeginn und Veränderungen bedeuten müsse. Es sei ihm jedoch bewusst, dass von St. Sebastian wesentlich mehr verlangt würde als von Heilig Geist. Er fragte, was uns in der jetzigen Situation an Zusammenarbeit mit Heilig Geist möglich sei, und bot seine Hilfe an, z.B. durch ein Gespräch mit ihm und durch Begleitung des Fusionsprozesses durch Frau Dr. Nemann, Supervisorin des Bistums.
Inzwischen hat sich auch Pfarrer Braun in einem Schreiben an Frau König von den genannten Vorwürfen distanziert.
Der Pfarrgemeinderat wird nach diesen positiven Reaktionen auf seiner Sitzung die jetzt bestehende Situation analysieren und das weitere Vorgehen planen.
Da einschneidende Schritte bevorstehen, soll die Gemeinde am 25.11. nach dem Gottesdienst darüber informiert und in die Diskussion einbezogen werden.
Herzliche Einladung an alle!!
Sonntag, 28. Oktober 2007
Weihbischof Overbeck über St. Sebastian
Zur Erinnerung: Schon nach der Aufläsung des Kooperationsrates der Pfarreien Heilig Geist, St. Gottfried/Maximilian Kolbe und St. Sebastian haben wir den Weihbischof um ein Gespräch gebeten, um ihm unsere Sorgen und Anliegen persönlich mitzuteilen. Mit Verweis auf die anstehenden Entscheidungen im Verwaltungsrat des Bistums hat er dieses Gespräch vorerst abgelehnt. Der Verwaltungsrat des Bistums hat in der Sitzung vom 12.10.2007 unter Mitwirkung Weihbischof Overbecks einen doppelten Beschluss gefasst:
1. Entgegen dem Antrag von Heilig Geist und St. Sebastian werden keine neuen Kirchenvorstände gewählt.
2. Heilig Geist und St. Sebastian fusionieren mit Wirkung vom 02./03.03.2008 zu einer neuen Pfarrei.
Angesichts dieser Entscheidung - der Gesprächsbedarf war nun dringender denn je - haben wir den Weihbischof erneut um einen Termin gebeten. Die Einladung erfolgte nunmehr für den vergangenen Montag, 22.10., um 15.00 Uhr. Aus eigener Initiative hat Overbeck Pfr. Karl Braun und, was sich erst direkt vor dem Gespräch herausstellte, Pastoralreferent Thomas Hußmann zum Gespräch hinzu gebeten. Vom Kooperationsausschuss unserer Gemeinde konnten an diesem Nachmittag nur Eva-Maria König, Bernhard Lorbach, Arnd Bünker und Christoph Weyer teilnehmen.
Im Gespräch hat Eva-Maria König zunächst unsere Anliegen vorgetragen, wie sie zuletzt in der Gemeindeversammlung am 07.09.2007 formuliert wurden. Hernach hat sie einen Blick auf die bisherigen Verhandlungen mit der Pfarrgemeinde Heilig Geist geworfen und ist insbesondere auf die Schwierigkeiten eingegangen, die sich im Verlauf der Gespräche herausgestellt haben. Schließlich äußerte sie unsere Sorge, dass St. Sebastian sich in einer fusionierten Pfarrgemeinde auflösen und die in den letzten Jahren aufgebaute Pastoral unserer Gemeinde keine Fortführung erfahren werde.
Nach einem kurzen Statement von Pfr. Braun und Herrn Hußmann - sie sprachen eher allgemein von Vorwürfen und Verdächtigungen, die im Raum stünden - nahm Weihbischof Overbeck Stellung. Er habe die Entscheidung herbeigeführt, um den Pastoralplan für die Stadt Münster vor dem Ruhestand des Bischofs umzusetzen. Dieser Plan sei in Absprache mit den Pfarrgemeinden beschlossen worden und von ihm nicht zu verantworten. Weiter habe er die Erfahrung gemacht, dass es besser sei, Strukturfragen vor inhaltlichen Konzepten zu klären. Das schaffe Klarheit und Sicherheit. Im Übrigen sei die Gemeinde St. Sebastian in die geordneten Strukturen einer katholischen Pfarrei zurückzuführen, da sich in den letzten Jahren ein gewisses "Eigenkirchenwesen" eingestellt habe. Für das weitere Vorgehen schlage er einen moderierten Prozess zwischen den beiden Pfarrgemeinderäten vor, den er im Auge behalten wolle. Gerne komme er auch in die Gemeinde, um seinen Beschluss zu vermitteln.
Am vergangenen Freitag, dem 26.10.2007, hat sich der Kooperationsausschuss zu einer Analyse des Bischofsgesprächs getroffen. Die im Gespräch ausdrücklich und indirekt ausgesprochenen Vorwürfe Overbecks, vor allem den Vorwurf der "Eigenkirchlichkeit", weist der Ausschuss entschieden zurück. Er wird einen Brief an Weihbischof Overbeck formulieren, in dem er ihn zur Rücknahme der Vorwürfe auffordert. Gleichzeitig wird der Pfarrgemeinderat den Weihbischof zu einem Gespräch einladen, wie von ihm selbst vorgeschlagen. Der Termin wird bekannt gegeben, sobald er feststeht.
Für den Kooperationsausschuss: Christoph Weyer
Mittwoch, 24. Oktober 2007
Fusionsanordnung. Schreiben vom 16.10.2007
Hier der Wortlaut des Schreibens vom 16.10.2007 an unsere Gemeinde.
"Fusion der Kirchengemeinden Hl. Geist und St. Sebastian
Sehr geehrter Herr Pfarrer Braun,
sehr geehrte Damen und Herren,
wie bereits telefonisch mitgeteilt, ist im Gespräch mit Herrn Weihbischof Dr. Overbeck am 12. Oktober 2007 entschieden worden, dass die Fusion der Gemeinden Hl. Geist und St. Sebastian zm 02. März 2008 vollzogen werden soll.
Zeitnah soll die Wahl der Gremien, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat, erfolgen. Das bedeutet, dass die Gremienvertreter bis zum Fusionszeitpunkt im Amt bleiben.
Über den Zeitpunkt der Wahl ergeht ein gesondertes Schreiben.
Wir bitten, die Gremien entsprechend zu unterrichten.
Mit freundlichen Grüßen
i.A.
Niclas"
Montag, 15. Oktober 2007
Kirchenvorstandswahl nicht genehmigt - Zwangsfusion angeordnet
Als Gemeinde St. Sebastian sind wir über das Vorgehen der Bistumsleitung enttäuscht. Der neue Weihbischof Overbeck hatte im Vorfeld der Entscheidung ein Gespräch mit Verantwortlichen aus der Pfarrei St. Sebastian abgelehnt. Wir hoffen jetzt, dass er in der nächsten Zeit doch noch zu einem Gespräch mit Vertretern der Pfarrei, deren Ende beschlossen wurde, bereit ist, und dabei auch der Zusage seines Vorgängers, Weihbischof Ostermann (Foto), sich um pastorale Lösungen zu bemühen, Taten folgen lässt.
Wo stehen wir jetzt? Was können wir tun? Was müssen wir tun?
Am Sonntag, 14. Oktober 2007, ist nach dem Gottesdienst eine Möglichkeit zur Besprechung der neuen Lage für die Mitglieder der Gemeinde St. Sebastian.
Donnerstag, 20. September 2007
Scheitern des Kooperationsrates - Reaktionen auf Gemeindeversammlungsergebnisse
auf der Sitzung am 9. August 2007
Als Pfarrgemeinderat Heilig Geist stimmen wir dem im Pastoralplan für die Stadt Münster vorgegebenen Weg der Fusion unserer Gemeinde Heilig Geist mit der Gemeinde St. Sebastian zu. Angesichts der in St. Sebastian geäußerten Sorge, dass die Vereinigung zu einer neuen Pfarrgemeinde zur Auslöschung von St. Sebastian führen könnte, bekräftigen wir unsere Absicht Perspektiven für eine gemeinsame Zukunft zu suchen und zu entwickeln.
Des Weiteren betonen wir unsere Bereitschaft im Rahmen der neu zu bildenden Seelsorgeeinheit mit St. Gottfried Möglichkeiten der Begegnung und Gemeinschaft zu suchen und Wege der guten Zusammenarbeit zu gehen.
Nach der Aussetzung der Kooperationsratssitzung vom 5. September 2007 durch den Sprecherkreis des Kooperationsrates und der damit erneut aufgeschobenen Klärung der Frage, ob die Gemeinden St. Sebastian und Heilig Geist absehbar fusionieren und eine Seelsorgeeinheit mit St. Gottfried bilden, möchten wir folgende Ergänzung zu unserem oben beschriebenen Beschluss bekannt geben:
Die schon lange aufgeworfene Frage nach Fusion und Seelsorgeeinheit oder Fusion der drei Gemeinden ist endlich zu klären!
Mit diesem Ergebnis ist entsprechend weiter zu arbeiten. Das heißt: Einigen sich die Gemeinden auf eine Zusammenarbeit im Sinne des Pastoralplanes (Fusion von St. Sebastian und Heilig Geist und Seelsorgeeinheit mit St. Gottfried), dann gilt es für die beiden Fusionsgemeinden, den Fokus auf die Fusion zu lenken und nachgeordnet die Seelsorgeeinheit in den Blick nehmen. Dies bedeutet nicht, die Zusammenarbeit auf der Ebene der
Seelsorgeeinheit (als gemeinsamer pastoraler Raum, den es neu zu gestalten gilt) aus dem Blick zu verlieren.
Als Pfarrgemeinde Heilig Geist ermutigen wir alle Gemeindemitglieder in St. Sebastian sich auf einen gemeinsame Weg einzulassen und an der Findung und Umsetzung von realistischen Zielen für eine gemeinsame Pastoral mitzuarbeiten. Einige gemeinsame Aufgaben und Ziele gibt es schon, weitere gilt es zu benennen.
Folgende erste Schritte könnten heute sein:
➢ Kirchenraumüberlegungen im Hinblick auf die Heilig-Geist-Kirche als zukünftige gemeinsame Kirche. Hier kann eine Planungsgruppe entstehen, die wertvollen Erfahrungen von St. Sebastian könnten einfließen, ein gemeinsamer Prozess der Information, Meinungsbildung und Gestaltungskraft kann angestoßen werden.
➢ Die Familiengottesdienstkreise können sich annähern und nach gemeinsamen Wegen, Konzepten und Möglichkeiten der Gemeinschaftsbildung fragen.
➢ Der Werktagsgottesdienstkreis aus St. Sebastian kann in der Heilig-Geist-Kirche einen Werktagsgottesdienst gestalten und offen in beide Gemeinden einladen.
Weitere Schritte sind in den beiden Pfarrgemeinderäten St. Sebastian und Heilig Geist zu entwickeln. Die Ebene Seelsorgeeinheit soll Beachtung finden. Die Umsetzung des Pastoralplan führt zu neuen Gremienzusammensetzungen, die hierbei von Bedeutung sein können.
Wir sprechen Pfarrer Karl Braun unser Vertrauen aus und sehen ihn als Pfarrer der neu zu bildenden Gemeinde.
Alle Beteiligten wissen, dass wir uns in einem offenen Prozess befinden, der ein großes Maß an ungeklärten Fragen,Umbrüchen und auch schmerzlichen Entscheidungen mit sich bringt. Dennoch sehen wir in der Fusion mit St. Sebastian Chancen für Neuanfänge und eine zukunftsorientierte Pastoral.
Wir bitten die Gemeinde St. Sebastian sehr nachdrücklich unser Angebot zur Zusammenarbeit zu überdenken.
PGR Heilig Geist,
Münster, den 13.09.2007"
ST. GOTTFRIED / MAXIMILIAN-KOLBE
Düesbergweg 133
Tel.: 0251/789070
Fax: 0251/7890711
48153 Münster, den 19.09.2007
Information an die Mitglieder des Kooperationsrates
Die Gemeinde St. Gottfried/Maximilian-Kolbe ist nach dem über einjährigen Kooperationsprozess mit den Gemeinden Heilig Geist und St. Sebastian jetzt zu dem Schluss gekommen, die Variante einer Dreier-Fusion nicht weiter zu verfolgen und den Pastoralstrukturplan von März 2006 direkt und unmittelbar umzusetzen. Hier heißt es: „Heilig Geist und St. Sebastian fusionieren und bilden mit St. Gottfried eine Seelsorgeeinheit.“
Aus diesem Grunde nehmen wir an den vereinbarten Kooperationsgesprächen nicht mehr teil.
Nach erfolgreicher Fusion von Heilig Geist und St. Sebastian treten wir unmittelbar in die Gespräche zur Bildung einer Seelsorgeeinheit ein.
Die in dem Zusatzschreiben der Sprecher zum Protokoll des Kooperationsrates vom 1.2.2007 vereinbarten Positionen müssen neu verhandelt werden mit dem Ziel, eine gemeinsame oder von drei Gemeinden differenzierte Position dem Bischof bekannt zu geben.
(gemeinsamer Beschluss von PGR und KV St. Gottfried/Maximilian Kolbe)"
Sonntag, 16. September 2007
GEMEINDEVERSAMMLUNG - Zukunftsplanungen in St. Sebastian
Im Folgenden findet sich ein Auszug aus dem Protokoll der Gemeindeversammlung mit einer Darstellung der
grundsätzlichen Überlegungen zum Pastoralkonzept, einer Darstellung der Gestaltungsvorschläge des Pfarrgemeinderates einer Darstellung der wesentlichen
"Schnipsel" aus der Diskussion in der Gemeindeversammlung sowie das
Votum der Gemeindeversammlung.
Zeit: Sonntag, 02.09.2007, 11.15 Uhr – 13.00 Uhr
Eva-Maria König, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, begrüßt die Anwesenden herzlich und eröffnet die Gemeindeversammlung, die unter dem Thema „Zukunft unserer Gemeinde“ steht.
Der Vorschlag zur Tagesordnung
• Vorstellung der grundlegenden Überlegungen des Pfarrgemeinderates zu den Kooperationsschritten zwischen den Pfarreien St. Gottfried, Hl. Geist und St. Sebastian
• Vorstellung konkreter Lösungsvorschläge für bestehende Herausforderungen
• Murmelphase
• Diskussion
• Meinungsbildung und Beschlussfassung
wird angenommen.
Arnd Bünker stellt den Weg der Überlegungen des Pfarrgemeinderats (PGR) vor, die von pastoraltheologischen Hilfestellungen und Modellen des Pastoraltheologen Stefan Gärtner ausgehen und während der Klausurtagung des PGR am Samstag, 25.08.2007, vorgestellt und diskutiert wurden.
Grundsätzliche Überlegungen:
Als zentrale Überlegung gilt es festzuhalten, dass Gemeinde kein Selbstzweck ist, sondern als Darstellung der liebenden Zuwendung Gottes zur Welt verstanden wird. Diese Darstellung verwirklicht sich in vier Dimensionen, die allerdings oft miteinander verwoben sind:
1. Gottesdienst
2. Nächstenliebe
3. Zeugnis vom Glauben/Verkündigung und
4. Gemeinschaftsstiftung unter den Menschen.
Die konkrete Sozialform, das Beziehungsgewebe, in der die Darstellung von Gottes liebender Zuwendung zu den Menschen gestaltet und gelebt wird, kann sehr unterschiedlich sein. Drei Modelle werden vorgestellt, die alle einen konkreten Bezug zur Situation von St. Sebastian haben und damit auch konkrete Hinweise für die Zukunftsgestaltung geben. Modelle vereinfachen die Realität, geben zugleich aber zentrale Charakterzüge wieder.
1. Gemeinde wird als Pfarrei gedacht:
Gemeinde, die modellhaft als Pfarrei verstanden wird, lässt sich als Pyramide darstellen. Oben steht der Pfarrer, darunter stehen in hierarchischer Ordnung seiner Mitarbeiter und die Räte (Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand). Die Katholiken im Zuständigkeitsbereich der territorial begrenzten Pfarrei bilden die Masse der Gläubigen, die in der Pfarrei erfasst werden und denen mit dem Pfarrer/seinen Mitarbeitern eine eindeutig benannte Ansprechperson zur Verfügung steht. Der Pfarrer steht im Mittelpunkt und über der Gemeinde als Pfarrei. Das kirchliche Recht der Pfarrei kreist fast nur um den Pfarrer und kennt den Begriff Gemeinde gar nicht. Im Zentrum steht die Vorstellung einer Heilsanstalt, deren Aufgabe die Sicherstellung der Erfassung aller Katholiken und ihrer sakramentalen Versorgung ist. Die Aufgabe des Pfarrers ist mit der Vergrößerung einer Pfarrei immer schwieriger zu erfüllen, so dass Gemeinde als Pfarrei oft mit der Überforderung des Pfarrers (und seiner Mitarbeiter) zu tun hat. Während also in rechtlicher Hinsicht eine Fusion problemlos wäre – die Pyramide würde nur dicker – stellt sich für die Aufgabe der Leitung und der Seelsorge die Schwierigkeit größerer und anonymer „Massen“. Für die Katholiken ist das Modell zwar rechtlich-theoretisch einfach aber kaum menschlich-beziehungsmäßig erlebbar. Zudem ist das Pfarrmodell von der Vorstellung einer geschlossenen katholischen Welt geprägt. Bezüge zur Umwelt (der Nicht-Katholiken) kommen nicht vor, was nicht zuletzt die Möglichkeiten der Darstellung der Liebe Gottes zu den Menschen auf den Binnenraum der Kirche einengt.
Für die Zukunftsplanung muss die rechtliche Form der Pfarrei berücksichtigt werden. Dazu gibt es die Modelle der Pfarrei und der Seelsorgeeinheit, die in seelsorglicher Hinsicht Pfarrei ist, in Verwaltungshinsicht aber aus mehreren selbstständigen Pfarreien besteht.
2. Gemeinde wird als Kerngemeinde gedacht:
Das Modell der Kerngemeinde lässt sich als Modell von Ringen/Kreisen um einen Kern herum darstellen. Im Kern sind die aktiven Mitglieder einer Gemeinde, die Priester, MitarbeiterInnen, Räte... versammelt. In der Regel wird man die Sonntagsgemeinde als Kerngemeinde bezeichnen. Nicht zufällig findet die Gemeindeversammlung von St. Sebastian im Anschluss an die Sonntagsmesse statt. Die Gemeinschaft im Kern der Gemeinde trägt gemeinsam Verantwortung für Gottesdienst, Nächstenliebe und Verkündigung. Gemeinschaft ist wesentlicher Teil dieser Gemeindevorstellung. Hier gibt es wenig oder gar keine Anonymität. Verbindliche Beziehungen prägen die Gemeindepraxis. Im Ideal gelingt es der Kerngemeinde, nach außen zu strahlen, Menschen im Umfeld der Kerngemeinde zu erreichen und sie als Interessierte, Engagierte, Sympathisanten oder als sog. „Fernstehende“ in Beziehung zur Gemeinde zu setzen. Die Kerngemeinde muss dabei nicht nur auf die Katholiken in ihrer Umwelt schauen, sondern auf alle Menschen im Umfeld der Kerngemeinde. So kann sie ihren Weltbezug besser gestalten als die Pfarrei.
Der Vorteil der Kerngemeinde, die feste Gemeinschaft, das konkret erlebbare und nicht anonyme Zugehörigkeitsgefühl, kennzeichnet aber auch das Problem der Kerngemeinde: Was sie zusammenhält, schließt andere Menschen aus. Die feste Gemeinschaft ist nur möglich durch unausgesprochene Regeln und gemeinsame Mentalitäten, ein bestimmtes Milieu: Jede Gemeinde als Kerngemeinde hat ihren eigenen Stil – oder negativ ausgedrückt – ihren eigenen Stallgeruch. Wir haben unseren Stil und andere Gemeinden haben einen anderen Stil. Nicht jeder Mensch kann sich bei uns wohl fühlen. Gemeinschaft und Ausgrenzung gehören in der Realität zusammen.
Für die Zukunftsplanungen bedeutet dies, dass kerngemeindliche Beziehungsnetze als Lebens- und Glaubensräume von Christinnen und Christen zu bewahren sind. Aufgrund der unterschiedlichen Stile und Mentalitäten lassen sich Kerngemeinden nicht fusionieren. Gerade eine Vielzahl von Kerngemeinden mit unterschiedlichen Ausprägungen und Charakterzügen kann aber der Vielfalt der Menschen in der Umwelt der Gemeinden besser entsprechen und damit die Darstellung der Nähe Gottes zu den Menschen im Südviertel erleichtern.
3. Gemeinde wird als Netzwerk gedacht:
Mit dem Netzwerkmodell wird der kerngemeindlich eng geführte Blick geweitet. Dargestellt wird es durch eine Vielzahl auf unterschiedliche Weise verbundener Partikel, die Gruppen, Gottesdienstgemeinden, Initiativen... symbolisieren. Das Netzwerk hat kein Zentrum, wohl aber mehr oder weniger große Knotenpunkte, bei denen viele Verbindungen unterschiedlicher Netzwerkpartikel zusammenlaufen und verknüpft sind.
Das Netzwerk zwingt nicht mehr länger, „die“ Gemeinde zu suchen oder zu definieren (z.B. die Sonntagsgemeinde), sondern Gemeinde ist alles, was in den Netzwerkteilen, den Netzwerkpartikeln, an Darstellungspraxis der Liebe Gottes zu den Menschen wächst. Kein einzelnes Partikel kann alle Darstellungsweisen umfassend realisieren, nur zusammen wird gemeindliche Praxis sichtbar. Gemeinde St. Sebastian als Netzwerk ist alles, was geschieht:
• in Gottesdienstgemeinden: Samstags- /Sonntagsgemeinde, Wortgottesdienstgruppe, Mittwochsmesse, Späte Messe am Donnerstag, Gottesdienst der ghanaischen Gruppe, Queer-Gottesdienst, Vietnamesische Gemeinde, Schulgottesdienst, privates Gebet...,
• in Gruppen und Initiativen der Nächstenliebe: Sozialbüro, Münster-Tafel, Kindergarten, auch Besuche von Kranken, Kollekten, Pskow-Projekt,...
• in Gruppen und Initiativen der Verkündigung und des Zeugnisses: Bibelnacht, das Zeugnis der Gastfreundlichkeit, der Einsatz für Gerechtigkeit z.B. durch die Eine-Welt-Gruppe, Mitarbeit in der Katechese, ökumenische Bibelveranstaltungen...
• in den Orten der Gemeinschaftsstiftung: Integration von Menschen mit psychischer Erkrankung, interkultureller Kindergarten, Gemeindemittagessen, Kirchenkaffe, Seniorengruppe, wenn sich zwei Leute absprechen, um den Weg zur Kirche gemeinsam zu gehen, Feste, Grillen, Familienkreise, Beteiligung am Südviertelfest, Präsenz auf dem Geistmarkt, persönliche Beziehungen ... nicht nur mit der Gruppe der Katholiken, sondern mit allen Menschen in unserem Lebensumfeld
Die Vielfalt der Partikel des Netzwerkes ermöglicht unterschiedlichste Formen und Verbindlichkeitsgrade der Zugehörigkeit zum Gemeindenetzwerk. Die Vielfalt der Partikel, der Gruppen, Initiativen und Gottesdienstgemeinden, kann die Nähe und die Beziehung zur Umwelt am besten garantieren, weil hier die größte Berührungsfläche mit den Menschen in unserem Umfeld gegeben ist. Für die Zukunftsplanung ist es notwendig, die Vielfalt der Gruppen im Netzwerk von St. Sebastian zu wahren und in ein neues, größeres Netzwerk zu integrieren. Dabei gilt es zugleich, die Knotenpunkte, die wir vor allem in den Gottesdienstgemeinden sehen, nicht zu zerschlagen, mit denen viele andere Gruppen und Initiativen eng und lebenswichtig verknüpft sind.
Auf dem Hintergrund der drei Modelle haben wir unser Modell „Münster-Süd“ entwickelt.
Darin versuchen wir, eine pfarrliche Struktur in die bunte Netzwerkrealität, in der Christinnen und Christen auf unterschiedliche Weise darstellen, dass Gott den Menschen Gutes will, zu integrieren. Dabei sehen wir Knotenpunkte, die schon heute wichtig sind und auch in der zukünftigen Pastoralstruktur bewahrt werden sollen: das sind im Wesentlichen die Gottesdienstgemeinden, die Menschen nah zu einander bringen, die nicht anonym sind und die mit vielen Initiativen lebendig zusammen hängen.
Im Blick auf St. Sebastian hat außerdem der Kindergarten für uns eine hohe Bedeutung für Nächstenliebe, für das Zeugnis, dass Gott alle Menschen liebt, auch die fremden und die nicht-katholischen, und für die Aufgabe, Gemeinschaft zu stiften durch die interkulturelle Integrationsarbeit, die bei den Kindern beginnt.
Unter dem Dach einer größeren Seelsorgeeinheit oder Pfarrei soll diese Vielfalt gemeindlichen Lebens sichergestellt werden.
Dabei müssen wir aber auch zu Veränderungen bereit sein, da man uns Mittel vor allem finanzieller Art streicht und zudem langfristig die rechtliche Frage des Pfarrers unbeantwortet ist.
So kommt es zu unserem Modell einer Netzwerkgemeinde unter dem Dach einer größeren Seelsorgeeinheit oder Pfarrei.
So weit stellt Arnd Bünker die Grundüberlegungen des Pfarrgemeinderates vor.
Gestaltungsvorschläge des Pfarrgemeinderates:
Eva-Maria König nimmt nun die Aspekte der Gottesdienstgemeinden und ihrer besonders eng verbundenen Netzwerkpartikel in den Blick.
Außerdem stellt sie die Überlegungen zum Kindergarten, der im Kontext der künftigen Pfarrheimnutzung betrachtet werden soll, vor:
Gottesdienstgemeinden als Knotenpunkte eines größeren Netzwerkes:
Die Gottesdienstgemeinden von St. Sebastian (Samstags- und Sonntagsgemeinde, Werktagsgemeinden (Senioren- und ‚Späte Messe’), Wortgottesdienstgruppe, ghanaische Gruppe, Queers, Vietnamesen) sollen in einer neuen Struktur erhalten werden, um auch den Lebensvollzügen in den an sie angehängten Gruppen und Initiativen eine Zukunft zu geben. Dafür braucht es einen angemessenen und erreichbaren Raum. St. Sebastian ist bereit, das Kirchengebäude St. Sebastian abzugeben, wenn es z.B. in Heilig Geist nach einem Umbau des dortigen Kircheninnern die Möglichkeit gibt, die heutigen Sebastiansgottesdienste dort in der gewohnten Weise, im gewohnten Stil und in der Zusammenarbeit mit den jeweiligen die Gemeindeidentität mittragenden Priestern/Gemeindeleitern zu feiern. Denkbar wäre die Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit dem Auftrag der Planungen der Umgestaltung der Kirche, um vielen unterschiedlichen Gottesdienstgewohnheiten eine Realisierungschance zu geben.
Alternativ zum Wechsel in eine andere Kirche wäre eine (Zwischen)Lösung im Pfarrheim denkbar, falls es die Möglichkeit zur Migration der Sebastiansgottesdienste nach Geist (noch) nicht gibt und die Sebastianskirche schon abgegeben würde.
Der Wechsel an einen anderen Ort schließt auch ein, dass die Gruppen und Initiativen (z.B. Eine-Welt-Verkauf, Kaffee nach dem Gottesdienst...) ebenfalls Raum unter dem Dach des anderen Ortes bekommen. Nicht zuletzt schließt die Bereitschaft zum Ortswechsel ein, dass für Menschen mit einem geringen Mobilitätsradius ein würdiger und niedrigschwelliger Fahrdienst eingerichtet wird (z.B. Sammelpunkte im Südviertel für ein Gruppentaxi).
Der Kindergarten soll mit seinem jetzigen Konzept der Integration als wichtiger Dienst am guten Leben der Menschen im Südviertel erhalten bleiben. Um dies zu sichern, sind wir bereit, einen anderen Träger zu suchen und die Räume des Kindergartens zu verpachten. Für eine konzeptionelle Weiterentwicklungsmöglichkeit des Kindergartens soll zudem die Seniorenstube zur Verfügung stehen.
Der Rest des Pfarrheims soll vor allem sozialen Zwecken und als Raum der Begegnung (Senioren, Münster-Tafel, Sozialbüro, Streetwork, kirchliche Gruppen mit Seelsorgefunktion, Familienzentrum...) dienen. Daher soll das Pfarrheim zumindest in Teilen auch in kirchlicher Hand bleiben.
Sollte es notwendig werden, das Pfarrheim als Gottesdienstraum zu nutzen, wäre das Pfarrhaus im Kirchenbesitz zu belassen, um die sozialen Zwecke und die Begegnungsräume zu ermöglichen. Falls die Gottesdienstgemeinden an einem anderen Ort eine Heimat finden können, könnte das Pfarrhaus ggf. auch abgestoßen werden.
Als strukturellen Rahmen für das erläuterte Pastoral- und Gebäudekonzept schlägt St. Sebastian eine Seelsorgeeinheit der drei Pfarreien St. Gottfried, Heilig Geist und St. Sebastian vor, um über die Integration der gemeindlichen Netzwerke zu einer inneren Bereitschaft und Fähigkeit zu kommen, einen weiteren Fusionsschritt zu gehen. Eine Seelsorgeeinheit ist der geeignete strukturelle Rahmen, um miteinander die klassische pfarrliche und oftmals einheitliche Gemeindementalität und die kerngemeindliche Exklusivität zu verlernen und eine bunte, vielfältige und unterschiedliche Netzwerkmentalität christlicher Gemeindebildung einzuüben.
Die neue Pfarrei soll – als Zeichen eines wirklichen Neuanfangs und als Zeichen der gleichwertigen gemeindlichen Knotenpunkte und Netzwerkstrukturen, die aus den alten Pfarreien hervorgehen – auch einen neuen Namen bekommen.
"Schnipsel" aus der Diskussion
(... so viel gehört - und jetzt?)
Nach der Vorstellung dieser konkreten Zukunftsüberlegungen in St. Sebastian, die von den Anwesenden mit Applaus bedacht wird, lädt Eva-Maria König zu einer Murmelphase ein.
In der anschließenden Diskussion werden folgende Fragen thematisiert:
• Wie steht es mit dem Umbau des Inneren der Geistkirche? Der Pastoralreferent Thomas Hußmann berichtet davon, dass es in Heilig Geist eine kleine Gruppe gebe, die sich eine Änderung des Gottesdienstraumes wünsche und hier an einem Meinungsbildungsprozess arbeite. Konkrete Planungen oder einen konkreten Beschluss gebe es noch nicht; eine Kooperation mit VertreterInnen aus St. Sebastian wäre aber denkbar und sinnvoll. Aus der Perspektive von Heilig Geist hält Thomas Hußmann die Überlegungen zum Umbau als Geste der Handreichung in Richtung St. Sebastian.
• Die Frage, ob ein Teilverkauf des Gebäudebestandes von St. Sebastian überhaupt denkbar ist, kann nicht beantwortet werden, allerdings bleibt die Zielsetzung der Sicherung des Kindergartens, seines pädagogischen Konzepts und der Arbeitsplätze von hoher Priorität. Dies werde auch von den Hauptamtlichen in der Seelsorge so gesehen und mitgetragen.
• Es solle bei allem Sinnvollen in den Überlegungen des Pfarrgemeinderates nicht vergessen werden, gegen die im Hintergrund liegenden grundsätzlichen pastoralen Entscheidungen und Weichenstellungen im Bistum Münster scharf zu protestieren. Es könne und dürfe nicht so getan werden, als sei die Politik, Gemeinden und Kirchen zu zerstören und gleichzeitig repräsentative Bauten (Generalvikariat, neue repräsentative Tagungshäuser, Bibliothek...) mit viel Geld zu errichten, richtig. Die Aggression gegen die Gemeinden und gegen Kirchen/Gottesdienstorte, von denen schließlich die Initialfunken christlichen Lebens ausgingen, dürfe nicht unwidersprochen bleiben. Dies öffentlich zu sagen und entschieden zu protestieren, sei auch Aufgabe unserer Gemeinde.
• Zustimmend wird hinzugefügt, dass wir uns als Gemeinde auch fragen müssen, wie viel pragmatischen „Realismus“ wir uns leisten können, ohne die eigene Glaubens- und Gemeindeidentität zu verraten. Es könne auch eine Situation eintreten, in der wir wahrhaftiger sind, wenn wir „realistischen“ Forderungen nicht nachgeben, anstatt uns auf faule Kompromisse einzulassen. Dies könnte auch bedeuten, den erzwungenen Tod von St. Sebastian ehrlich zuzugeben.
• Insbesondere die gemeindlich-plurale Situation von St. Gottfried/Maximilian Kolbe wird als mögliches Modell für eine Zusammenarbeit von Heilig Geist und St. Sebastian benannt. Dieses Modell sollen wir uns im Zuge einer Fusion nicht ausreden lassen.
• Die Überlegung, den Kindergarten über einen anderen Träger zu sichern, wird begrüßt.
• Eine Seelsorgeeinheit wird als derzeit einzig sinnvolle Weise der Kooperation gesehen. Eine Fusion löst Ängste – insbesondere vor Anonymität und dem faktischen Ausschluss der am meisten Benachteiligten – aus.
• Noch einmal wird gesagt, dass die Gemeinde deutlich machen soll, dass sie mit der Politik des Bistums nicht einverstanden ist.
• Es wird vorgeschlagen, die Überlegungen für die Kooperation unter eine Präambel zu stellen, die die Kritik an der Politik des Bistums benennt und einen scharfen Protest formuliert. Unter diesem Protest können dann die Vorschläge formuliert werden.
• Es wird noch einmal geklärt, dass der Ortswechsel der Gottesdienstgemeinde notwendig impliziert, auch einen Wechsel der mit ihr eng verbundenen Gruppen und Initiativen und eine Erreichbarkeit für Menschen mit geringer Mobilität zu ermöglichen. Ortswechsel wird also als umfassender Prozess gesehen, nicht nur als Ortswechsel einer liturgischen Veranstaltung. Letzteres wird ausdrücklich abgelehnt.
• Auf Nachfrage wird erläutert, dass die Gemeinde St. Sebastian unter realem Handlungsdruck durch die allgemeinen Kürzungen seitens des Bistums stehe. Dies betreffe auch alle anderen Gemeinden und sei Kennzeichen der Politik des Bistums.
• Es wird noch einmal die Notwendigkeit gesehen, Kritik an der Prioritätensetzung des Bistums zu üben (Repräsentation gegen Gemeindelebendigkeit).
• Das Modell Gottfried/Kolbe wird noch einmal als Modell für Sebastian/Geist gesehen – auch mit dem Aspekt von zwei unterschiedlichen Orten und Gemeinden. Thomas Hußmann stellt als Pastoralreferent die Vergleichbarkeit in Frage, da es bei einer Fusion um eine Zusammenführung gehe, während es im Falle von Maximilian Kolbe um eine pastorale Reaktion auf die Besonderheiten im Stadtteil Berg Fidel gegangen sei.
• Genau diese Stadtteilunterschiede werden auch für die Gebiete von Geist und Sebastian deutlich von mehreren Anwesenden benannt. Berg Fidel sei insofern auch strukturell in vielem mit dem Gebiet von St. Sebastian vergleichbar; Stichwort: sozialer Brennpunkt. Nicht zuletzt ist vielen SebastianerInnen Berg Fidel dadurch bekannt, dass die jüngere Generation aus Sebastian oft nach Berg Fidel umgezogen ist. („In Berg Fidel wohnen unsere Leute.“)
• Ergänzend wird auch deutlich, dass sich die Einwohnerstruktur von St. Sebastian in den letzten Jahren noch einmal geändert hat und viele Menschen hier wohnen, die keinen katholischen Hintergrund haben. Damit stellt sich die Herausforderung, in der Umwelt des Südviertels präsent zu sein, noch einmal neu – jetzt angesichts der hohen Zahl von Menschen, insbesondere junger Familien, mit Migrationshintergrund.
• Es wird betont, dass die Gemeinde St. Sebastian mit ihrem Netzwerk auch in einer neuen Struktur erhalten bleiben solle.
• Kontrovers wird darüber diskutiert, ob es noch Sinn mache, Protest zu äußern und damit Energien zu binden. Eine Mehrzahl der Anwesenden sieht den Protest als Zeichen der wahrhaftigen und gläubigen Auseinandersetzung mit der Situation, will aber auch gestalterischen Vorschlägen für die Zukunft nicht widersprechen. Daher solle der Vorschlag, die Kooperationsideen unter eine deutliche allgemeine Protestäußerung an die Adresse der verantwortlichen Bistumsleitung zu stellen, umgesetzt werden.
• Für den Ortswechsel der Gemeinde wird der Begriff der Asylsituation eingebracht. Die Legitimierung einer Sebastiangemeinde an anderem Ort könne analog zur Legitimation von muttersprachlichen Gemeinden gesehen werden. Die besondere Kultur in den Gottesdiensten von St. Sebastian legitimiere eine eigene Existenz als Gottesdienstgemeinde mit eigenem aber offenem Netzwerk.
• Die Diskussion um die Protestnote zeigt auch die schon einsetzende Trauer- und Wutbewältigung in der Gemeinde. Manche helfen sich durch den Blick nach vorne, andere sind noch bei der Enttäuschung. Besonders benannt wird die Situation derer, für die ein Ortswechsel von St. Sebastian das Ende ihrer Zugehörigkeit zu einer Gemeinde überhaupt bedeuten kann. Hier werden die Senioren und die Gruppe der psychisch Kranken genannt, für die ein Wechsel besonders schwierig ist.
• Es wird deutlich, dass diese Gruppen unsere besondere Aufmerksamkeit benötigen und dass in jedem Fall Wege der Mobilitätshilfe und der solidarischen Ermutigung und WeggefährtInnenschaft gesucht und gefunden werden müssen.
• Eine Asylsituation in einer anderen Kirche wird für unrealistisch gehalten.
• Auf Gruppenebene zeigt sich schon eine besser werdende Vernetzung (KFD), wobei die Räume und Gottesdienstorte der anderen noch immer fremd sind. Die Aufgabe von St. Sebastian, von Kirche und Pfarrheim, wäre auch der Verlust des Zuhauses im eigenen Stadtviertel.
• Auch auf der Ebene der Firmvorbereitung gibt es schon eine Verknüpfung im Netzwerk. Hier sei eine autonome Gruppe seit langem in der Zusammenarbeit erfolgreich.
• Es wird daran erinnert, dass es empirisch-soziologisch klar sei, dass eine Fusion von Kerngemeinden zu einer Gemeinde den Verlust der Menschen mindestens einer Gemeinde bedeutet. Entsprechende Beispiele konnten aus bisherigen Fusionsprozessen berichtet werden. Das Beispiel St. Bonifatius wurde genannt.
• Es wird vorgeschlagen über alternative Formen der Finanzmittelbeschaffung nachzudenken.
Votum der Gemeindeversammlung:
Eva-Maria König stellt nach der Diskussion die Frage, ob die Gemeindeversammlung die Richtung der Überlegungen und Konkretionen, wie sie vorgestellt wurden, billigen könne unter Ergänzung um eine deutliche Protestaussage an die verantwortliche Bistumsleitung.
Die Gemeindeversammlung stimmt diesem Vorschlag zu.
Damit bedankt sich Eva-Maria König bei den Anwesenden für die rege und engagierte Mitarbeit und beschließt die Gemeindeversammlung.
Samstag, 12. Mai 2007
Kooperationsrat und Weihbischof 11.05.2007
Leider wurden in diesem Gespräch keine eindeutigen Aussagen seitens des Weihbischofs getroffen.
Einerseits stehe er aus finanziellen Erwägungen hinter der Aussage, dass der "Standort" St. Sebastian zur Disposition stehe, andererseits befürworte er Lösungen, bei denen der "Standort" St. Sebastian als Ausgangspunkt gemeindlichen Lebens in einem "Seelsorgebezirk St. Sebastian" in irgendeiner Form erhalten werden könne. Der Weihbischof selbst würde vor allem ein gemeinsames pastorales Konzept der drei Pfarreien St. Sebastian, St. Gottfried und Heilig Geist begrüßen.
Vor diesem Hintergrund hat der Kooperationsrat Folgendes beschlossen:
Die drei Pfarrgemeinden St. Sebastian, Heilig Geist und St. Gottfried streben eine gemeinsame Lösung der pastoralen Fragen im Südviertel an.
Grundlage für ein zukunftsfähiges pastorales Konzept bilden vier Orte der Gemeindebildung und Gemeindebegegnung, für Gottesdienst und soziales Engagement – und zwar in St. Gottfried, Heilig Geist, Maximilian Kolbe und St. Sebastian.
Diese sollen durch folgende pastorale Zielsetzungen geprägt sein:
1. Vielfalt durch Vernetzung ermöglichen
2. Nähe zu den Gemeindemitgliedern erhalten
3. Caritativ-soziale Aspekte nach innen und außen stärken
4. Spirituelle Angebote und liturgische Vielfalt ermöglichen
Mit dieser Vorgabe soll ein Gespräch mit dem Generalvikariat geführt werden, um von dort Informationen zu den bestehenden Spielräumen und über rechtliche Fragen zu erhalten.
Insgesamt zieht sich eine Klärung der Zukunft unserer Gemeinde noch hin.
Es wird für die an den Gesprächen beteiligten Vertreterinnen und Vertreter aus Sankt Sebastian nicht leichter, nach Lösungen zu suchen. Umso mehr sind wir für Unterstützung aus unserer Gemeinde dankbar.
Mittwoch, 2. Mai 2007
Kreativer Frühschoppen
Die Einladung zu diesem Austausch wurde sehr gut angenommen. Die Kapelle war bis auf den letzten Hocker besetzt, einige mussten stehen.
Unten werden die Themenbereiche, Wortmeldungen und Diskussionsbeiträge wiedergegeben. Sie spiegeln die Stimmung in der Gemeinde. Vorangestellt ist eine kurze Zusammenfassung der Grundstimmung, wie sie sich beim kreativen Frühschoppen gezeigt hat.
Grundstimmung
Deutlich wurde vor allem, dass die Christinnen und Christen in St. Sebastian sich stark als Gemeinde wahrnehmen, die mit ihrem besonderen Charakter erhalten bleiben soll, um unterschiedlichen Menschen eine Möglichkeit zu geben, gemeinsam Kirche zu sein. Außerdem wurde betont, dass die pastorale Verantwortung für die Menschen im Südviertel nicht aufgegeben werden dürfe. Gerade die Älteren erinnerten daran, dass Sankt Sebastian eine Pfarrei sei, die aus den abgepfarrten sozialen Brennpunktgebieten der älteren Nachbarpfarreien hervorgegangen sei. Heute fühle sich die Gemeinde für die Menschen in ihrem Gebiet verantwortlich: Integration von Kindern mit Migrationshintergrund im Kindergarten; Partizipation von Menschen, die mit Grundsicherung leben müssen, im Leben der Gemeinde; ebenso wie Partizipation von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Leben der Gemeinde und ihrer Gruppen.
Notizen und Stimmen aus dem Verlauf
Zu Beginn wurde kurz der aktuelle Informationsstand berichtet:
Das Bistum hat der Pfarrgemeinde überraschend den Beschluss mitgeteilt, den Standort St. Sebastian für die Zeit nach der Fusion zur Disposition zu stellen. Gleichzeitig hat es der Bitte des Kooperationsrates entsprochen, den ursprünglich für eine Fusion vorgesehenen Termin 01.01.2008 auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Die nachfolgenden Stichworte geben Eindrücke zur aktuellen Situation, wie sie in der offenen Runde geäußert wurden, wieder:
- Unverständnis über die Entscheidung des Bistums.
- Was ist mit den sozialen Einrichtungen (Kindergarten, Seniorenstube, Münster-Tafel)?
- Ich kann mir St. Sebastian ohne (diesen) Gottesdienstraum nicht vorstellen. Andere Gemeinden gehen nicht.
- St. Sebastian ist mein Zuhause. Die anderen Gemeinden sind anders.
- Was macht diese Gemeinde aus? Ist es der Kirchenraum? Können wir unsere Identität auch woanders bewahren? Wenn ja, wie kann das gehen? Und: Was ist mit den Hauptamtlichen (Küster/Organist, Pfarrsekretärin)?
- St. Sebastian ist für mich Gottesdienstort. Daneben hat sich hier gute soziale Arbeit etabliert. Die Altenstube ist ebenerdig erreichbar. St. Sebastian ist eine gut entwickelte Gemeinde. Können wir in versöhnter Verschiedenheit nicht so in Kooperation mit den anderen Gemeinden weiterleben?
- Die Frage des Kirchenraums ist zentral für die Identitätsfrage. Dies betrifft auch die Möglichkeit der Kindergottesdienste.
- Eine ganz pragmatische Frage: Wenn wir klar haben, was wir wollen, wie setzen wir das um? Haben wir noch Möglichkeiten?
- Problem: Was ist hier eigentlich schon (durch das Bistum) entschieden? Besteht hier Klarheit?
- Was fördert und was beschwert die Kooperationsmöglichkeiten mit Heilig Geist und St. Gottfried? Gibt es Perspektiven für eine gemeinsame Zusammenarbeit?
- Auf der einen Seite fühlen wir uns machtlos. Auf der anderen Seite: Sind wir mit unseren (Handlungs-) Möglichkeiten schon am Ende?
- Öffentlichkeitsarbeit: Können wir uns die örtlichen Medien zunutze machen?
- Das Bistum soll in die Pflicht genommen werden, uns Vorentscheidungen mitzuteilen. Es muss mehr Transparenz hergestellt werden.
- Bei der Gründung von St. Sebastian haben St. Joseph und Heilig Geist ihre sozialen Brennpunkte abgegeben
- Was sich entwickelt hat, hat sich entwickelt, weil es hier notwendig ist
Nach dem Sammeln von Eindrücken wurde gefragt, was für die Gemeinde St. Sebastian wichtig, was unerlässlich, unaufgebbar sei – für uns selbst, und auch hinsichtlich der Zuwendung zum Anderen (Diakonia). Folgende Statements wurden geäußert:
- In der Gemeinde werden Kranke besucht. Eine Gruppe von psychisch kranken Menschen hat sich hier etabliert und ist als solche sichtbar integriert. Mit dem Wegfall von St. Sebastian wäre es um diese Gruppe geschehen.
- Die Liturgie in St. Sebastian ist in Münster einzigartig und erscheint nicht nur aus theologischer und liturgiewissenschaftlicher Sicht als wertvoller Baustein gottesdienstlichen Lebens.
- Der liturgische Raum St. Sebastian lebt aus der Rückbindung an den Standort Südviertel und an das diakonische Engagement hier vor Ort. Eine Gottesdienstform wie diese ließe sich an einen anderen Standort nicht übertragen.
- Es gibt Familienkreise, die unbedingt erhaltenswert sind.
- Es spricht also vieles dafür, den Kirchenraum zu erhalten und neu in die Gemeinde einzubetten. Kirchenraum als Begegnungsraum.
- Idee: Integration aller Gemeindefunktionen in/an den Kirchenraum. Verkauf der Fläche Pfarrheim/Kindergarten/Pfarrhaus
- Erstellung eines Finanzkonzepts und entsprechendes Fundraising, um den Haushalt St. Sebastian auf eigene Füße zu stellen.
- Wieviel Geld hat das Bistum in den vergangenen Jahren an St. Sebastian eingespart, vor allem durch das Fehlen eines Hauptamtlichen?
- Hinsichtlich einer pragmatischen Umgestaltung des Kirchenraumes wurde auf das Beispiel der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg verwiesen.
Schließlich wurde die Frage nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den Pfarrgemeinden gestellt. Folgende Überlegungen wurden genannt:
- Wird hier nicht etwas künstlich hergestellt, was sich günstigenfalls aus späteren Strukturen ergeben kann?
- Gemeinden sind keine Betriebe, die auf Gewinnmaximierung aus sind, sondern soziale Gefüge, die unter willkürlichen Zusammenlegungen leiden und verlieren.
- kfd: Beispiel für mögliche Vernetzung und Kooperation
- Gottfried / Maximilian Kolbe kann uns als Beispiel für Verschiedenheit unter einem Dach dienen
- Eigenständigkeit und Gemeinsamkeit der unterschiedlichen Gemeinden im Südviertel können neu definiert werden. Wir können unterscheiden, in welchen Bereichen kooperiert oder fusioniert werden kann und wo unterschiedliche Formen und Gruppen/Gemeinden bestehen bleiben müssen, um der Vielfalt der Menschen im Südviertel zu entsprechen.
- Erfahrungsberichte von bereits fusionierten Gemeinden einholen
Der kreative Frühschoppen wurde mit einem guten Gefühl beschlossen. Es gab viel Übereinstimmung und Ermutigung für die weiteren Gespräche über die anstehenden Ziel- und Strukturfragen. Es soll versucht werden, auch weiterhin möglichst zeitnah die Gemeinde zu informieren und den Austausch über die anstehenden Fragen zu suchen.
Sonntag, 15. April 2007
Zukunft unserer Gemeinde - Pressespiegel
Hier sollen die zentralen Passagen, die unsere Gemeinde St. Sebastian betreffen, zitiert werden:
Sebastian im Südviertel
Pfarrnachrichten aus Sankt Sebastian
14./15. April 2007
Autorin: Eva-Maria König
„Kirchen stehen auf der Kippe“ -
mit dieser Schlagzeile rüttelten die Westfälischen Nachrichten am Freitag ihre LeserInnen auf. Der Blick richtet sich auf unsere Kirche und die umgebenden Gebäude, die nach Aussagen des Bistums zur Disposition stehen.
Wir wissen seit längerem, dass die im Pastoralplan vorgesehene neue Seelsorgeeinheit mit Heilig Geist und St. Gottfried Veränderungen hervorbringen wird, von denen unsere Gemeinde deutlich betroffen werden wird. Aus diesem Grund ist es uns in den Verhandlungen im Kooperationsrat wichtig, ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln, das unsere Gemeinde nicht zerschlägt, sondern ihr eine gute Überlebensmöglichkeit in einem größeren pastoralen Verbund sichert.
Weihbischof Ostermann hat uns dazu bei der Visitation am 28.2. ausdrücklich ermutigt. Möglicherweise hatte sich seine Meinung tags drauf bei der Visitation in Heilig Geist bereits geändert, so dass er jetzt in der Presse als Anwalt der Interessen von Heilig Geist zuungunsten von St. Sebastian genannt wird. In dieser Frage haben wir den Bischof um eine klärende Information zur Pressemeldung gebeten.
Der Generalvikar will mit allen betroffenen Gemeinden Kontakt aufnehmen. Wir werden uns weiterhin für eine tragfähige Lösung für St. Sebastian einsetzen.
Westfälische Nachrichten
14.04.2007
Lokalseite 5
Autorin: Maria Meik:
"'Eine Überlebensgarantie wäre uns wichtig'
St. Elisabeth und St. Sebastian stehen zur Disposition und suchen nach tragfähigen Zukunftskonzepten
Münster. (...) Sorgen gibt es auch in St. Sebastian an der Hammer Straße: 'Wir möchten nicht geschluckt werden und in Heilig Geist sitzen, ohne als Gemeinde zur Kenntnis genommen zu werden', unterstreicht Eva-Maria König, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. Eine Überlebensgarantie wäre uns wichtig.
Vor acht Jahren ist der Pfarrer der Gemeinde nach Mexiko gegangen. Mit vereinten Kräften wurde das Gemeindeleben aufrechterhalten. Alle packten mit an. Domvikar Stefan Sühling hält sonntags die Messfeier, die junge und lebendige Gemeinde ist bekannt für ihre gut gestalteten Familiengottesdienste.
Dass es durch die Fusion Veränderungen geben werde und das Sparkonzept des Bistums auch Immobilien einbeziehe, sei der Gemeinde klar. 'Die obere Etage des Pfarrhauses ist bereits vermietet. Die Kirche als solche ist sehr groß und es ist uns bewusst, dass sie teuer in der Unterhaltung ist', sagt König. 'Schlimm wäre es jedoch, wenn das Gemeindeleben zerstört würde und wir etwas übergestülpt bekämen.'
Die Gemeinde führt Kooperationsgespräche mit Heilig Geist und St. Gottfried, damit der 'Kern des Gemeindelebens nicht eingestampft wird' und ein tragfähiges Zukunftskonzept in einem größeren Verbund eine gute Überlebensmöglichkeit sichert. 45 Jahre alt ist die Kirche, die auch von der vietnamesischen Gemeinde und einer ghanaischen Gottesdienstgruppe genutzt wird.
Nach Auskunft der PGR-Vorsitzenden hat die ehrenamtliche Arbeit die Gemeinde zusammengeschweißt. 'Es wäre bedrückend, wenn diese Arbeit umsonst gewesen ist', findet König, die dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft von St. Sebastian blickt. Denn Weihbischof Ostermann habe der Gemeinde bei seiner Visitation im Februar Mut gemacht, sich Zeit zu nehmen bei der Suche nach einer zukunftsweisenden Lösung - ganz ohne Druck vom Bistum."
Am Freitag, dem 13. April, konnte in Presse und Internet Folgendes gelesen werden:
Homepage des Bistums Münster:
http://kirchensite.de/?myELEMENT=131253
(Stand: 13.04.2007, 9.30 Uhr,
Text von Almud Schricke, 12.4.2007)
"Pastoralkonzept in Münster
Zwei Kirchen stehen zur Disposition
Münster. Im Zuge der Neustrukturierung der Seelsorge in der Stadt Münster ist jetzt über die zukünftige Nutzung und Funktion von einigen Kirchen im Stadtgebiet entschieden worden. Nach Informationen des Bischöflichen Generalvikariats in Münster stehen demzufolge in nächster Zeit die beiden Kirchen St. Elisabeth an der Hamburger Straße und St. Sebastian an der Hammer Straße zur Disposition.
(...)
Neue Heimat für polnische Gemeinde?
Die polnische Gemeinde ist zurzeit in der Elisabeth-Kirche beheimatet, die zur Gemeinde Herz Jesu und St. Elisabeth gehört. Falls sie das Angebot annehme, die Antonius-Kirche zu nutzen, stünde folglich die St.-Elisabeth-Kirche "zur Disposition", sagte der Leiter der Fachstelle Kirchensteuerverwaltung, Meldewesen und Territoriale Ordnung im Bischöflichen Generalvikariat, Elmar Niclas, am Mittwoch (11.04.2007) im Gespräch mit "kirchensite.de". Was das genau bedeute, sei noch im Gespräch.
Auch der Standort St. Sebastian an der Hammer Straße ist betroffen: Nach der Fusion der Gemeinde mit Heilig Geist, für die zurzeit noch kein Termin feststehe, würde die Kirche ebenfalls nicht mehr von der Pfarrei genutzt.
(...)
Sorgen und Nöte klären
Die Beschlüsse seien den betroffenen Seelsorgern, Kirchenvorständen und Pfarrgemeinderäten in den vergangenen Tagen mitgeteilt worden, sagte Niclas. Jetzt warte er auf Reaktionen der Gemeinden, um zu klären, wo es Sorgen und Nöten gebe und dann weitere Gespräche führen zu können. Die jetzt gefassten Beschlüsse seien Teil eines "Prozesses, der ständig im Fluss ist", sagte Niclas.
Im März 2006 wurde für die Stadt Münster ein Pastoralplan in Kraft gesetzt. Er sieht vor, dass aus den damals 36 Gemeinden in der Stadt durch Fusion oder dem Zusammenschluss zu Seelsorgeeinheiten bis zum 31.12.2007 zwölf pastorale Einheiten gebildet werden."
Münstersche Zeitung
Lokalseite 1
Autorin: Annette Kessen
"Neue Beschlüsse zu Fusionen der Gemeinden
Münster - In den Gemeinden tut sich was: Fusionen und Seelsorgeeinheiten, Funktionen und Zuständigkeiten, darüber wird, seitdem der Pastoralplan vor gut einem Jahr auf den Weg gebracht wurde, intensiv diskutiert und beraten. Jetzt hat das Bistum weitere konkrete Schritte eingeleitet und Beschlüsse gefasst.
Personalgemeinde
Die Fusion der beiden Kirchengemeinden Heilig Geist und St. Sebastian läuft zwar noch, aber schon jetzt sei abzusehen, dass es sich bei dieser Zusammensetzung eher um eine "Personalgemeinde" handele, so erklärt Elmar Niclas. Er ist zuständig für die Koordinierung der Fusionen im Auftrag des Bistums. Also eine Gemeinde mit keinem eigenen Gemeindegebiet. Zur Verfügung stehe der Standort St. Sebastian, ergänzt Niclas: "Nach der Fusion muss entschieden werden, was mit der Fläche von St. Sebastian passiert." Um möglichst frühzeitig zu sinnvollen Lösungen zu gelangen, "die vor allem auch im Sinne von Heilig Geist liegen", suche bereits Weihbischof Friedrich Ostermann nach Möglichkeiten zur Optimierung der Lage.
(...)
Zuversicht
Trotz der "völlig verständlichen" Skepis und Verunsicherung generell unter den Gemeindemitgliedern blickt Niclas dem weiteren Verlauf der Neuaufstellung der Kirchengemeinden optimistisch entgegen und spricht von einer emotionalen Angelegenheit, die man ernst nehmen müsse: "Denn dann, so zeigt die Erfahrung, kommt eine Einsicht zwangsläufig." Die Einsicht, dass diese Umstrukturierung auch Chancen, Vorteilen und Ideen biete. – ake"
http://www.westline.de/nachrichten/lokal/index_nachricht.
php?file_name=630_001_3549761&newsline=
lokal&catchline=ms/%25/ln&szm_flag=1
(Stand:13.04.2007, 9.25 Uhr)
Westfälische Nachrichten
13.4.2007: Lokalseite, Seite 1
Autorin: Maria Meik
Zukunft von St. Elisabeth und St. Sebastian offen / Neuordnung der Seelsorge
Münster. Was wird aus St. Elisabeth an der Hamburger Straße und St. Sebastian an der Hammer Straße? Werden die Gotteshäuser abgerissen, umgewidmet oder verkauft einschließlich der umgebenden Gebäude? Diese beiden Kirchen stehen jedenfalls zur Disposition beim weiteren Schritt zur Neuaufstellung der katholischen Kirchengemeinden in Münster.
Das Jahr 2007 ist das Jahr der Umbruchs, der Neustrukturierung. Auf zu neuen Ufern heißt es für 145000 Katholiken. Kirchliche Seelsorge zukunftssicher zu machen, ist der Weg, der ansteht, nachdem im Frühjahr 2006 ein Pastoralplan mit zwölf neuen 'pastoralen Einheiten' den Prozess in Gang setzte.
Die Bistumsleitung hat im Geistlichen Rat weitere Beschlüsse gefasst. Um zu tragfähigen Lösungen zu kommen, sei es notwendig, dass für mehrere Gotteshäuser neue Zuständigkeiten und Funktionen gefunden würden, teilt die Bischöfliche Pressestelle mit. Leitgedanke der Planung sei dabei, für das Stadtgebiet die Grunddienste der Kirche im Blick zu behalten: die Feier der Liturgie, die Verkündigung, das missionarische Zeugnis und die Verpflichtung zur Diakonie.
Die Beschlüsse der Bistumsleitung wurden den Gemeinden bereits mitgeteilt.
(...)
Die St.-Sebastian-Kirche an der Hammer Straße soll mit Heilig Geist fusionieren. Dabei soll Weihbischof Ostermann nach Möglichkeiten für eine gemeinsame Lösung suchen."
und ergänzend zum Thema:
(Autorin MM)
Neuaufstellung
"Die Bistumsleitung hat Beschlüsse gefasst, die sie den Gemeinden bereits mitgeteilt hat - für den Weg, der in diesem Jahr die Neustrukturierung der katholischen Kirchengemeinden in Münster einläutet. St. Elisabeth (Hamburger Straße) und St. Sebastian (Hammer Straße) stehen demnach zur Disposition. Was dies im Einzelnen bedeutet, soll noch erarbeitet werden. (...)"
Karl Hagemann
Bischöfliche Pressestelle Münster
12.04.2007
Pressemeldung des Bistums Münster an die Münstersche Zeitung
Ein weiterer Schritt zur Neuaufstellung der katholischen Kirchengemeinden in Münster
Münster (pbm). In der Stadt Münster mit ihren 145.000 Katholiken steht nun ein weiterer Schritt ins Haus, die kirchliche Seelsorge zukunftssicher zu machen: Nachdem im Frühjahr 2006 ein Pastoralplan mit zwölf neuen „pastoralen Einheiten“ vorgestellt worden war, hat die Bistumsleitung jetzt nach eingehenden Erörterungen im Geistlichen Rat weitere Beschlüsse gefasst. Um zu tragfähigen Lösungen zu kommen, sei es notwendig, dass für mehrere Gotteshäuser neue Zuständigkeiten und Funktionen gefunden würden, teilte die Bischöfliche Pressestelle am Donnerstag (12. April) in Münster mit. Leitgedanke der Planung sei dabei, für das Stadtgebiet Münsters die Grunddienste der Kirche im Blick zu behalten: die Feier der Liturgie, die Verkündigung, das missionarische Zeugnis und die Verpflichtung zur Diakonie.
Die Beschlüsse der Bistumsleitung, die den Gemeinden bereits mitgeteilt wurden, im Einzelnen:
Bei den Kirchengemeinden St. Konrad, St. Margareta und St. Mariä Hiimmelfahrt (Dyckburg) in Münsters Osten wurde entschieden, dass die Kirche St. Konrad Pfarrkirche der neu gebildeten Pfarrgemeinde St. Benedikt werden soll. Die anderen Gotteshäuser sind entsprechend Filialkirchen.
Die Pfarrkirche St. Antonius an der Weseler Straße wird künftig den Aufgaben der polnischen Gemeinde zur Verfügung stehen. Die Verantwortlichen suchen nach Möglichkeiten, die Antoniuskirche auch anderen muttersprachlichen Gemeinden zugänglich zu machen. Nach diesem Beschluss steht die zur Pfarrgemeinde Herz Jesu gehörende Kirche St. Elisabeth an der Hamburger Straße mit ihren Räumlichkeiten zur Disposition.
Die Bistumsleitung beabsichtigt, die Pfarrkirche Liebfrauen Überwasser nach der Fusion mit der Kirchengemeinde St. Michael in Gievenbeck der Universität für ihren Sonntagsgottesdienst anzubieten. Zu berücksichtigen ist dabei, dass im Altarraum der zweitältesten Kirche Münsters keine liturgischen Veränderungen vorgenommen werden dürfen. Als alternative Lösung ist die St.-Martini-Kirche im Gespräch.
Bei den Gesprächen über die Pfarrkirche St. Sebastian an der Hammer Straße stellte sich heraus, dass es sich in ihrer besonderen Zusammensetzung eher um eine „Personalgemeinde“ handelt. Nach der Fusion der beiden Kirchengemeinden Heilig Geist und St. Sebastian steht der Standort St. Sebastian zur Disposition. Weihbischof Friedrich Ostermann wurde beauftragt, nach Möglichkeiten zu suchen, auch mit der Kirchengemeinde Heilig Geist eine gute Lösung zu finden."
Sonntag, 25. März 2007
Kar- und Ostertage 2007 in Sankt Sebastian
Nichts bleibt, wie es ist, in der rasanten Abfolge der Ereignisse der Karwoche bis Ostern. Der triumphale Einzug in Jerusalem ist Ausdruck des Wunsches nach einer besseren Welt, in der Macht neu verteilt wird. Doch dieser erhoffte Wandel ist zu kurz gegriffen. Die Botschaft Jesu erschließt sich nur über den viel radikaleren Wandel, der den Tod durchschreiten und hinter sich lassen muss, um eine wirklich erneuerte Welt entstehen zu lassen, in der das Reich Gottes aufscheinen und gelebt werden kann. Wenn wir Ostern feiern, bezeugen wir, dass das Weltgeschehen unserer Zeit wie auch die kleine Welt unseres eigenen Erlebens Teil haben an der Verwandlung, dem eigentlichen Welt-Geschehen der Erlösung.
31.03./01.04.2007 - Palmsonntag -
Wunschwelten
Welche Welt wünsche ich mir? Hat meine Welt, in der ich lebe, Sinn? Ist sie tragfähig oder gibt es Welten, in die ich mich gerne flüchte, die mich vor der Wirklichkeit bewahren? Welche Welt wünsche ich mir, für welche lebe ich?
05.04.2007 - Gründonnerstag -
Welt-umfassend
Welten prallen aufeinander. Die JüngerInnen, die sich mit Jesus zum gemeinsamen Mahl versammeln, können kaum unterschiedlicher sein. Und doch feiern sie mit ihm gemeinsam Mahl: Welten berühren sich, sie werden umfasst von der Liebe Jesu. Auch uns umfasst und berührt Jesus im gemeinsamen Abendmahl: Mein Leib für euch ...
6.4.2007 - Karfreitag -
Welt-Untergang
Jesus stirbt am Kreuz. Die Welt Gottes geht unter. Alle Hoffnung fährt dahin: Die Sonne verfinstert sich, Dunkelheit, Welt-Untergang.
7./8.4.2007 - Ostern -
Welt-geschehen
Er ist wahrhaft auferstanden, Halleluja! Die Hoffnung darauf, dass Finsternis, Scheitern und Tod nicht das letzte Wort haben werden, lässt die Welt in uns und um uns in einem neuen Licht erscheinen: Lumen Christi! Verwandlung kann geschehen!
Freitag, 16. März 2007
BibelNacht - Nachlese
Mitten in der fast dunklen Kirche stand eine lange Tischreihe mit Stühlen. Ausgeleuchtet waren diese Plätze mit vielen weißen Kerzen. Sie gaben warmes Licht und schufen zugleich eine Atmosphäre der Sammlung und des Hörens.
Von acht Uhr abends bis acht Uhr morgens wurden biblische Texte gelesen, bildlich kommentiert, musikalisch angereichert, mit anderen Texten ironisch gebrochen, gegengelesen oder in unsere Zeit übersetzt.
dann Teile aus der Offenbarung des Johannes und ihrer bis heute zur Entschiedenheit drängenden Zeitdiagnose. Der Bogen wurde geschlossen mit der Abrahamsgeschichte und ihren segensreichen Verheißungen, in die sich die TeilnehmerInnen der Bibelnacht selbst hineinstellen lassen haben.
Das Mitgehen durch die biblischen Texte, ihren Geschichten und dahinter liegenden Erfahrungen eröffnete überraschende Einsichten, irritierend neue Perspektiven, nicht für möglich gehaltene Denk- und Sprechweisen der biblischen Tradition und inspirierende Impulse für das eigene Leben mit Gott und den Menschen.
Alle, die am Ende der BibelNacht noch oder schon wieder dabei waren, haben den neuen Tag mit einem gemeinsamen ausgiebigen Frühstück begonnen, sich angeregt und zugleich müde, aber dankbar gemeinsam gestärkt.
Den vielen Mithelfenden und Vorbereitenden - aber auch den Teilnehmenden - gilt unser Dank für ein Stück gemeinsame Erfahrung, das es so bisher nicht gegeben hat!
Wenn Sie mit dem Mauszeiger über die Überschrift zu diesem Blog-Eintrag fahren, können sie durch einen Klick den Bericht über die BibelNacht von Martin Willebrand für die Bistumszeitung 'Kirche und Leben' lesen.
Vorstellung des Misereor-Hungertuchs
Das diesjährige Hungertuch hat die Seligpreisungen der Bergpredigt zum Thema. Der chinesische Künstler Li Jinyuan hat es gestaltet. Professor Li ist Nicht-Christ. Trotzdem hat er die Bergpredigt medi-tiert, ausgelegt und in seinem Bild gedeutet. Die Bibel und insbeson-dere die Bergpredigt waren für Li Jinyuan jedoch nicht neu. In den chinesischen Religionen, dem Hinduismus, dem Buddhismus und dem Daoismus, gibt seit vielen Jahrzehnten eine lebendige Auseinadersetzung mit der Bergpredigt. Vor allem die Seligpreisungen sprechen viele Buddhisten an. Die Rede Jesu von der Barmherzigkeit trifft sich mit dem Begriff der „liebenden Güte“, der den sozialen Grundzug des Buddhismus umschreibt: Mitgefühl mit jedem Lebewesen zu haben.
Das Hungertuch leuchtet in einem kräftigen Gelb und Orange, dazu kommen die Farben Rot und Ocker und Schwarz und Grau. Ein mächtiges Kreuz aus Licht teilt die Fläche in vier Teile, in denen sich rote Kreise befinden. In der Mitte des Bildes ist hinter einem Meer ein Berg zu sehen. Dieser Berg ist aus Menschen gebildet und wird durch das Lichtkreuz, das sich nach oben zum Himmel öffnet, geteilt. Im Zentrum steht Jesus. Er scheint in den Berg hinein verwurzelt zu sein und reicht bis in den Himmel. In Christus ist alles vereint, was im Himmel und auf Erden ist. Er gibt das vom Himmel kommende Wort Gottes an die Menschen weiter. Was Jesus verkündet, soll die Welt verwandeln und mit neuem Geist erfüllen. Er spricht die Menschen um sich herum direkt an: Selig seid ihr. Die Körper vieler Menschen haben kantige Formen, die Menschen kommen mit all ihren Ecken und Kanten, Sorgen und Nöten zu Jesus. Aus allen Richtungen strömen sie, um zu hören, was Jesus ihnen zu sagen hat. Eine Völkerwanderung zum Berg des Herrn hat eingesetzt wie sie schon von Jesaja visionär beschrieben wurde.
Das leuchtende Gelb steht in der chinesischen Vorstellung für etwas, das Menschen wertvoll ist und soll auf die Lebendigkeit und Liebe, mit der Jesus auf die Menschen zugeht, hinweisen. Die linke Hand Jesu liegt auf seinem Herzen. Das Herz verweist im Chinesischen auf die Haltung, mit der man anderen Menschen begegnet.
Zu Jesu Füßen brennt ein Feuer, ein Zeichen für das kommende Reich Gottes, das alles neu macht und das Alte verbrennt. Über dem Kopf Jesu öffnet sich der Himmel und der Geist Gottes kommt auf ihn herab. Von oben und von unten bricht das Reich Gottes an.
Ein roter Stempel leuchtet unter dem Feuer. In den Stempel sind kunstvolle chinesische Schriftzeichen eingeprägt: „Höchste Güte ist wie das Wasser.“. Ein Zitat aus der daoistischen Schrift des Lao-Tse. Das Wassersymbol ist typisch für die daoistische Literatur. Wasser gilt als gütig, weise und tapfer, es umfließt Hindernisse und sucht sich seinen Weg, Wasser spendet Leben und erneuert. Der Künstler Li sagt, dass das Wasser Eigenschaften wie Christus hat.
Vor dem Berg ist noch einmal Wasser dargestellt, ein Meer, auf dem viele Dschunken fahren an deren Decks sich Menschen befinden. Die Schiffe sind so klein gezeichnet, um die Weite und Größe des Meeres zu betonen, ein beliebtes Stilmittel der chinesischen Malerei. Das Meer ist in der chinesischen Vorstellung weit und tolerant, da es für alle da ist. Das Auf und Ab der Wellen symbolisiert die Höhen und Tiefen des Lebens. Die ausfahrenden Menschen tragen die Lehre Jesu in die Welt und geben Zeugnis seiner Liebe.
Am unteren Rand in der Mitte des Bildes sind zahlreiche Bäume zu sehen, deren Kronen ein Halbrund bilden. Die Darstellung soll an das Gleichnis vom Senfkorn erinnern. Das Senfkorn, das kleinste aller Samenkörner, wächst mit der Zeit zu einem mächtigen Baum heran, in dessen Zweigen die Vögel singen.
Das Bild vom Samenkorn wird in den vier Vignetten wieder aufgenommen. In jeder Szene tritt die Kraft und die Liebe zu Tage. Jede Vignette ist wie ein Senfkorn, das sich im Alltag entfaltet und Frucht bringen wird. Sie ist ein Gleichnis für das Himmelreich, das in der Nachfolge Jesu Wirklichkeit wird.
Sehen wir uns nun die Vignetten im einzelnen an.
Oben links im Bild wird die Seligpreisung: „ Selig, die arm sind vor Gott“, am Leben der Yi, einer ethnischen Minderheit im Südwesten Chinas, dargestellt. Sie leben in bedrückender Armut in den so ge-nannten „großen kühlen Bergen“ der Provinz Sichuan. Zu sehen ist eine Frau, die auf dem bloßen Lehmboden ihrer ärmlichen Hütte sitzt, Tee kocht und Kartoffeln zubereitet. Eine zweite Frau wäscht am Fluss, eine dritte hat Eimer an ein Tragholz gehängt, um Wasser zu holen, denn Wasserholen ist Frauensache. Darüber ist ein Bauer, der mit einem Yak ein Feld pflügt, abgebildet. Eine stehende Person schaut durch ein geöffnetes Fenster, vielleicht in eine bessere Zu-kunft. Diese Menschen stehen unter dem schwarzen Kreuz der Armut.
Neben diese Vignette hat der Künstler kalligraphisch den Vers der Bergpredigt: „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden “ ins Bild gesetzt. Die beiden Seligpreisungen: „Selig die Armen“ und „Selig die Barmherzigen“ gehören für den Künstler eng zusammen. Barmherzigkeit heißt nicht, ein Almosen geben, sondern mitzuwirken, dass die Armen ihre Lage verbessern können.
Oben rechts ist eine zweite Vignette mit einem schwarzen Kreuz zu sehen. Sie trägt den Titel: “Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich“. Dieses Bild zeigt eine düstere Gefängniszelle. Durch das Gitter des kleinen Fensters erahnt man die Umrisse eines Kaiserpalastes, für Prof. Li Symbol des chinesischen Feudalsystems. An der Decke ein Gehenk-ter, der den Folterern zum Opfer gefallen ist. Eine Ordensschwester steht vor dem Lager eines schwachen vielleicht kranken Gefangenen. Li Jinyuan will mit dieser Szene auch auf die Solidarität, die viele Ordensgemeinschaften in den Südkontinenten leben, wo sie den Ärmsten der Armen zur Seite stehen, hinweisen. Häufig ist dieser Einsatz mit einem hohen persönlichen Risiko verbunden.
In vielen Ländern der Erde werden die Menschenrechte nicht geachtet. Vor allem die Landbevölkerung wird unterdrückt, Korruption und Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Li Jinyuan selbst erlebte die Verwüstungen und die Indoktrination der chinesischen Kulturrevolution und überlebte Gefängnis und Umerziehungslager.
Wer sich für Gerechtigkeit einsetzt muss häufig mit Verfolgung rechnen. Gerade die Mächtigen wollen auf ihre Privilegien und die von ihnen etablierte Ordnung nicht verzichten.
Neben diesem Bild steht in chinesischen Schriftzeichen: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“
In der Vignette rechts unten wird ein Bild dargestellt, wie es der Prophet Jesaja schon ersehnt hat. „Selig, die Frieden stiften“. Eine Szene voller Harmonie, Löwe, Bären, Lämmer, Hirsche und Menschen lagern beieinander. Sonnenblumen umrahmen das Bild. Der Vater hält sein kleines Kind auf dem Arm, die Mutter sitzt daneben; Die Pandabärin spielt mit ihren Jungen. Der Panda, das chinesische Nationalsymbol, gilt als freundliches Tier und als Sinnbild des Glücks. Der Hirsch steht in China für Sanftheit. Zwei Menschen werfen Vögel als Symbol des Friedens in die Luft und schenken ihnen die Freiheit. Die Vögel fliegen über die Menge hinweg in die Höhe. Zeichen der Hoffnung auf den Frieden zwischen den Völkern und mit der ganzen Schöpfung. Frieden ist ein Zustand, der nur durch aktives Tun erreicht wird. Die Harmonie mit der ganzen Natur ist in der philosophischen, religiösen und künstlerischen Tradition Chinas sehr wichtig. Frieden stiften können nur diejenigen, die den Frieden in sich haben.
Das vierte Medaillons links unten stellt die Seligpreisung: „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ dar. Im Vordergrund stehen eine Frau und ein Mann, die sich zärtlich umarmen und einan-der trösten. Daneben sehen wir einen Mann, einen Lehrer, der Bücher verteilt. Bücher als Trostspender? Die Bücher als Symbol des Wissens und der Bildung können helfen aus der Unmündigkeit und Unselbständigkeit herauszukommen und eröffnen so Chancen auf eine bessere Zukunft.
Bei diesem Medaillon ist der Bezug zur diesjährigen Fastenaktion am deutlichsten. Misereor fordert uns auf: “Entdecke, was zählt!“ Unsere Antworten darauf werden unterschiedlich ausfallen. Achtung, Liebe, Begegnung, Achtsamkeit, Vertauen, Wertschätzung, Solidarität, Sensibilität, Toleranz, Gesundheit, Frieden, Bildung. Bei der Fastenaktion wird die Grundbildung für alle in den Vordergrund gestellt. Alle auch Frauen, Minderheiten, Behinderte, alle sollen eine Grundbildung und Ausbildung erhalten. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung und den Erwerb kognitiver und technischer Kompetenzen, die für den Einzelnen und auch für den Staat von wirtschaftlicher Bedeutung sind. Es geht auch um emotionale und soziale Kompetenzen, um politische Sensibilität und kulturelle Toleranz, um die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zur Unterscheidung von Werten. Bildung in diesem Sinne ist umfassend und damit auch als Herausforderung für uns, die Menschen in der sogenannten Ersten Welt, zu verstehen.
Unten links ist noch ein interessantes Detail, ein kleiner, roter Stempel. Hier hat Li Jinyuan sein Bild signiert. „In Ehren gemalt in Aachen 2006“, hinzugefügt ist sein Familienname „Li“ und sein Vorname „Jinyuan“.
(Ingrid Heckmann)
Freitag, 2. März 2007
Rückblick: Visitation
Im Gespräch mit dem Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat ermutigte er uns, gute Wege für die Pastoral in unserer Gemeinde und im Verbund mit den Nachbargemeinden zu erarbeiten. Dem Bistum sei nicht daran gelegen, den Gemeinden starre Konzepte überzustülpen und das, was in den Gemeinden lebt, zu zerstören.