Montag, 15. Dezember 2008

Programm zum Abschied von Sankt Sebastian

Nach intensiven Vorüberlegungen steht jetzt das "Programm" der letzten Veranstaltungen in St. Sebastian. Mit diesem Programm soll unterschiedlichen Bedürfnissen und Anliegen entsprochen werden:
- ein Zeichen des Dankes an die Menschen und Gruppen im Südviertel, mit denen die Gemeinde St. Sebastian lange intensiv zusammengearbeitet hat
- eine Möglichkeit für Menschen aus dem weiteren Umfeld der Gemeinde, Abschied zu nehmen
- Möglichkeiten zur gemeinsamen Erinnerung an die Jahre in der Gemeinde und zum Nachdenken und Gestalten neuer Schritte
- eine intensive Form geistlichen/gottesdienstlichen gemeinsamen Mitgehens der letzten Schritte der Gemeinde
- ein würdiger Abschied der SebastianerInnen von der Gemeinde und dem Gottesdienstort

Eingeladen sind alle SebastianerInnen und alle Menschen, die sich der Gemeinde St. Sebastian eng verbunden fühlen!

Hier die Termine im Einzelnen, weitere Informationen werden regelmäßig ergänzt. Die üblichen Gemeinde- und Gottesdiensttermine bleiben natürlich bestehen!

Ab August:
"Erinnerungswand" als durchgehendes Element in der Kirche

noch ohne Termin:
Postkartenverkauf: Fotos von der Kirche sind als Postkarten erhältlich

Sonntag, 7. September, nach dem Gottesdienst (10.15 Uhr):
Flohmarkt des erweiterten "Donnerstagskreises" nach dem Gottesdienst mit Waffelbacken

nach den Herbstferien (28. September - 12. Oktober):

Sonntag, 19. Oktober, 10.15 Uhr:
Gottesdienst mit besonderer musikalischer Gestaltung

Sonntag, 19. Oktober, 12.00 Uhr:
"Mittagessen fürs Viertel" nach dem Gottesdienst
Zu beiden Anlässen laden wir gerne alle Menschen ein, die der Gemeinde freundschaftlich verbunden waren oder sind. Außerdem sind die Menschen im Viertel besonders willkommen. Das Mittagessen ist zugleich Möglichkeit zum Abschied als auch Dank für die Gemeinschaft mit der Gemeinde in den letzten Jahren und Jahrzehnten.

Montag, 20 . Oktober, 18.00 Uhr:
Diaabend zur Geschichte von St. Sebastian mit anschließendem Klönen bei einem Glas Wein

noch ohne Termin:
Gang über den Zentral-Friedhof zu Gräbern alter SebastianerInnen. Pater Michael Baumbach wird den Gang gottesdienstlich begleiten.

Samstag 25. Oktober, 20.00 Uhr, bis Sonntag, 26. Oktober, 8.00 Uhr:
Bibelnacht in der St. Sebastian-Kirche: letzte Möglichkeit zu einem intensiven Gebet, Wachen und Bleiben in der Kirche

Sonntag, 26. Oktober, 10.15 Uhr:
Schlussgottesdienst der Gemeinde St. Sebastian mit anschließendem erweiterten Kirchenkaffee

Montag, 27. Oktober 2008

Letzte Bibelnacht in Sankt Sebastian

Die Tür zur Kirche stand die ganze Nacht offen. So als wollte sie ein letztes Mal Zuflucht für die Menschen signalisieren und einladen, die Sankt Sebastian-Kirche im Rahmen der Bibelnacht ein letztes Mal zu besuchen.Im Innern empfing die nächtlichen Besucher und Besucherinnen ein in warmes Kerzenlicht getauchter Kirchenraum. Der Altarbereich in der Mitte der Kirche wurde durch einen langen Tisch mit vielen Kerzen und ausliegenden Bibeln bestimmt. Die Bänke der Kirche waren ebenfalls mit Kerzen und Bibeln bestückt, so dass jede und jeder den eigenen Platz für sich einnehmen und ausprobieren konnte.

Die Teilnehmenden und Gäste, die Neugierigen, die mit der Gemeinde solidarischen Besucher und Besucherinnen und derjenigen, die ein letztes Mal den Kirchenraum erleben wollten, kamen vor allem in den ersten Phasen der Bibelnacht - bis weit nach Mitternacht. Zunächst wurde der zweite Brief des Apostels Paulus an die Korinther vorgetragen, dann das Buch Tobit - ergänzt durch Klavierbeiträge - und nach Mitternacht folgten die Psalmen.

Auch in den "schwierigen Phasen", zwischen "2-b Uhr" (wegen der Zeitumstellung gab es eine doppelte Stunde zwischen 2 und 3 Uhr) und 6 Uhr morgens waren noch viele Teilnehmende in der Kirche. Die "zusätzliche" Stunde wurde mit einem Gang durch das Viertel gestaltet - als Wahrnehmung des Exils - und in der Kirche mit einer Lesung aus dem Buch Kohelet nach dem Motto: "Es ist zwei Uhr, dann drei Uhr, dann wieder zwei Uhr - alles Windhauch".
Von 2-b Uhr bis 4 Uhr wurde dann das Exil mit der Erinnerung an die Praxis der Propheten Nehemia und Esra überwunden und eine Politik des Wiederaufbaus und der Restauration vorgestellt - eine Politik, an der man sich auch stoßen konnte, baute sie doch auf Ausschluss und Absonderung.
Wie zur Korrektur einer allzu engen und menschenfeindlichen Religionspolitik fiel in die "härteste" Zeit der Bibelnacht die Lesung des Buches Rut, das behutsam mit Gedichten von Hilde Domin kommentiert wurde. Trotz der ungewöhnlichen Zeit waren selbst jetzt noch mindestens neun Menschen dabei.

Zum Schluss wurde dem Weg des Apostels Paulus, wie ihn die Apostelgeschichte beschreibt, gefolgt. Als Vertriebener, Verworfener und immer wieder zur Flucht Gezwungener konnte er ein Beispiel für die Situation der Menschen in Sankt Sebastian sein, die in wenigen Stunden den letzten Gottesdienst in ihrer Kirche feiern würden.

Ein gemeinsames Frühstück am Ende des diesmal besonders langen Weges durch die Nacht vereinte mehr als zwanzig Teilnehmende im Pfarrhaus, um sich nicht nur mit starkem Kaffee für den Tag zu stärken.

Dienstag, 2. September 2008

Fotografische Blicke im Kirchenraum




















Die Bilder (Innenraum-Ansichten, oben) wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Jan Rinke.
Die folgenden Bilder stammen von Bernhard Lorbach.



Dienstag, 19. August 2008

Grillabend in St. Sebastian

Es wurde reichlich angerichtet!


Am Sonntag, 17. August wurde in St. Sebastian gleich doppelt gegrillt: Die vietnamesische Gemeinde und die ehemalige Pfarrgemeinde St. Sebastian wählten den gleichen Abend für ihre Grillabende. So konnte immer auch gerochen werden, was auf dem Grill der anderen brutzelte.
Mehr als Musik! Hier wurde auch Regen mit Erfolg vertrieben. Danke!

Ihm hat es auch geschmeckt!

(Fotos: Bernhard Lorbach)

Montag, 31. März 2008

"Das Gesicht verlieren" Impuls zum Karfreitag 2008

Das Gesicht verlieren“
Impuls zu Karfreitag 2008 in St. Sebastian
(Georg Michael Kleemann)

Das Gesicht ist der Ort, an dem die körperliche und die soziale Existenz des Menschen am engsten miteinander verbunden sind. Das Gesicht macht uns unverwechselbar, mit ihm identi-fizieren wir uns. Und über das Gesicht treten wir miteinander in Kontakt, kommunizieren wir – nicht umsonst haben wir den gestrigen Gründonnerstag „von Angesicht zu Angesicht“ gefeiert.
So wichtig und bedeutungsvoll das Gesicht ist, so groß ist auch seine Verletzlichkeit. Und wiederum betrifft dies sowohl die körperliche als auch die soziale, zwischenmenschliche Dimension. Verletzungen im Gesicht empfinden wir als schwere Beeinträchtigung, als Entstellung; und werden solche Verletzungen willentlich zugefügt, dann bereitet das mehr als körperliche Schmerzen. Ein Schlag ins Gesicht ist immer auch ein Angriff gegen die Würde eines Menschen; und das bleibt auch so, wenn nur noch metaphorisch davon die Rede ist. Wird das Angesicht eines Menschen verletzt und verstümmelt, dann wird ihm die Möglichkeit genommen, ja das Recht darauf bestritten, anderen Menschen von gleich zu gleich zu begegnen und überhaupt Teil der Gemeinschaft zu sein. Nicht selten geht eine solche Demütigung einer wirklichen Hinrichtung voraus. Doch genauso gibt es umgekehrt einen sozialen Tod, der ohne sichtbare körperliche Anzeichen bleibt: Sein Gesicht verliert, wer – durch eigenes oder fremdes Verschulden – in seiner Identität, in seiner Integrität so beschädigt ist, dass er von den anderen oder auch von sich selbst nicht mehr als Teil einer Gruppe, Gemeinschaft oder Gesellschaft akzeptiert wird.
Das Geschehen, an das wir uns heute erinnern – und das wir gemeinsam feiern –, berichtet auf vielfältige Weise und auf verschiedenen Ebenen davon, wie Menschen ihr Gesicht – ihre Integrität, Identität und ihr Leben verlieren. Auf den ersten Blick ist es ganz eindeutig, um wen es geht, wer hier sein Gesicht verliert: In den „Gottesknechtsliedern“ bei Jesaja, die in der Karwoche gelesen werden, wird immer wieder auf das Gesicht bezuggenommen:

„Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen,
und denen, die mir den Bart ausrissen meine Wangen.
Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.“
(Jes 50,6)

Und gerade heute haben wir gehört:

„Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus,
seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen. [...]
Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm.
Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden,
ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut.
Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet;
wir schätzten ihn nicht.“
(Jes 52,14; 53,2f.)


So eindeutig es auf den ersten Blick Jesus ist, der als Opfer der römischen Folter- und Hinrichtungsmaschinerie in sozialer wie in körperlicher Hinsicht sein Gesicht verliert, indem er den schändlichsten Tod der damaligen Zeit stirbt, so atemberaubend radikal ist die Umkehrung, die die Passionsgeschichte des Johannes vornimmt. Dort ist es nicht mehr Jesus, der scheitert. Er ist vielmehr auf dem unbestrittenen Höhepunkt seiner Sendung angelangt – und alle anderen scheitern an ihm. Nacheinander verlieren sie ihr Gesicht, ihre Integrität und Identität:
Da ist zunächst Petrus: für die johanneische Gemeinschaft, aus deren Kreis die Passionserzählung stammt, so etwas wie der Repräsentant der Mehrheitskirche oder ihrer amtlichen Führungsschicht. Schon im Abendmahlssaal versteht er Jesu Handeln nicht, jetzt zieht er das Schwert. Das ist nicht nur lächerlich gegen die ungeheure Übermacht, die da angeblich in den Garten kommt (und feige dazu, weil man, um jemandem das rechte Ohr abzuschlagen, als Rechtshänder hinter ihm stehen muss!). Petrus macht sich vielmehr in seinem militärischen Eifer den Amtsdienern und Soldaten der weltlichen Unterdrücker gleich, nicht zuletzt steht er im Hofe des Hohepriesters mitten unter ihnen. Da ist es dann fast nur konsequent, dass er das voreilige Versprechen, mit Jesus in den Tod zu gehen, nicht hält und stattdessen seine Anhängerschaft zu ihm verleugnet.
Die Handlanger – Amtsdiener und Soldaten – haben eigentlich ihr Gesicht schon damit verloren, dass sie sich in den Dienst der Mächtigen gestellt haben. Der Wortwechsel Jesu mit dem Knecht, der ihn – ins Gesicht! – schlägt, macht das nur offenkundig.
Dramatischer spitzen sich die Ereignisse während der Verhandlung vor Pontius Pilatus zu. „Die Juden“ – wie es immer wieder heißt, auch wenn bisweilen nur von ihrer Führungsschicht, den Hohepriestern und Schriftgelehrten, die Rede ist –, „die Juden“ wollen sich nicht kultisch unrein machen, indem sie das Prätorium betreten, haben aber keine Skrupel, die Hinrichtung eines Unschuldigen mit allen Mitteln durchzusetzen. Auf die Frage von Pilatus nach der Anklage weichen sie aus, auf das Freilassungsangebot hin verlangen sie nach Barabbas, einem bekannten Verbrecher, und unter den Einflüsterungen der Meinungsmacher verwandeln sie sich zunehmend in einen gesichtslos tobenden Mob, der nach Blut dürstet.
Pilatus ist um keinen Deut besser. Ihm ist die ganze Angelegenheit zunächst einfach nur lästig, und obwohl er von der Unschuld Jesu überzeugt zu sein scheint, kann er es nicht lassen, als Vertreter der Besatzungsmacht mit den Juden zu spielen und ihnen das Spottbild eines „Judenkönigs“ vorzuhalten, um so ihren politischen Traum lächerlich zu machen. Doch auch der zynische Machtmensch Pilatus hat die Fäden nicht in der Hand. Als er es mit der Angst zu tun bekommt, Jesus könnte vielleicht doch ein mit irgendeiner „göttlichen Macht“ ausgestatteter Mann sein, und ihn freilassen will – da erinnert ihn die wütende Menge daran, dass er selbst nur ein Rad im politischen Getriebe ist, das man leicht durch Denunziation an höherer Stelle beseitigen kann – aus dem „Freund des Kaisers“ wird dann schnell ein politischer Niemand.
Doch um welchen Preis gelingt es „den Juden“, ihren Willen durchzusetzen! Wenn sie auf die letzte, verzweifelte Stichelei des eigentlich schon besiegten Pilatus antworten, dass sie außer dem Kaiser keinen anderen König hätten – dann ist das nicht nur die Aufgabe ihrer politischen Freiheitsträume eines messianischen Königtums, sondern geradezu ein direkter Abfall von Gott, denn nach den Schriften des Alten Testaments ist der einzig wahre König über Israel nur Gott selbst.
So stehen wir nach dem Prozess vor Pilatus vor einem Trümmerfeld. Wenn der Befehl zur Kreuzigung ergeht, ist es gerade Jesus, der als einziger sein Gesicht gewahrt hat. Diejenigen, die über ihn zu Gericht zu sitzen glaubten, sind selber gerichtet – und haben sich das sogar selbst, ohne Jesu Zutun angetan.
Damit ist die Geschichte des Gesichtsverlustes allerdings noch nicht beendet. Denn gerade die undankbare Rolle, die „die Juden“ in der Johannespassion spielen, wurde in der Geschichte des Christentums zu einem Grund dafür, die wirklichen Juden als treulose Verräter anzusehen, sie auszugrenzen, zu verfolgen oder umzubringen. Der Text, der eigentlich von der Hinrichtung des Juden Jesus aus der Perspektive einer bedrohten judenchristlichen Minderheitsgemeinde erzählt, kippt um, und macht aus der verfolgten Kirche eine verfolgende. In der darauf folgenden, Jahrhunderte langen Geschichte waren es dir Christen, die ihr Gesicht verloren haben.
Allerdings fällt es schwer, aus diesem Umkippen eine Lehre zu ziehen. Allzu leicht wäre es zu sagen, dass aus Opfern immer wieder Täter werden (und umgekehrt), und damit das Opfer- und Tätersein so zu verallgemeinern, dass schließlich alle Katzen grau sind. Dagegen muss es den Opfern zugestanden bleiben, die Tat der Täter zu benennen und anzuklagen. Und es muss möglich bleiben, gegenüber einer offiziellen Geschichte, die (wenn überhaupt) nur von der Hinrichtung eines Verbrechers berichtet, einen subversive Gegengeschichte zu erzählen, die die Perspektiven und auch das Urteil umkehrt, so wie es die kleine, bedrängte Gemeinde um Johannes selbstbewusst getan hat. Doch zugleich bleibt das Wissen darum, dass es sich bei einer solchen Deutungsumkehr um eine zweischneidige Waffe handelt, die einen, wie jede Waffe, schnell auf die Seite eines Täters bringt.
Von einem Geschehen, wie es an Karfreitag im Mittelpunkt steht, sollte man ohnehin keine klaren Antworten verlangen. Vielleicht aber kann man der Ambivalenz, der Zweischneidigkeit, mit einer zweiten Sichtweise begegnen, wenigstens um zu zeigen, dass es (mindestens) auch immer noch eine solche weitere Sichtweise gibt. So hören wir gleich die Fortsetzung der Passionsgeschichte nicht mehr in den Worten des Johannesevangeliums, sondern in denjenigen des ältesten Evangeliums nach Markus. Hier ist Jesus nicht der Souverän am Kreuz, der das Geschehen in der Hand hat. Hier macht er noch selbst bis zum Verzweiflungsschrei den Abgrund der Gottesferne durch. Doch bleibt es auch bei Markus nicht bei dem einfachen, entsetzten Blick auf das Grauen. Das Geschehen am Kreuz, der gottlose Tod schlechthin, gibt den Blick frei auf Gott selbst – versinnbildlicht durch den zerrissenen Vorhang im Tempel vor dem Allerheiligsten. So wird zumindest eine Gewissheit markiert, die allen Texten – Jesaja, Johannes, Markus – gemeinsam ist: Gott wird nicht anders gegenwärtig als im Blick auf den Gekreuzigten und die Gekreuzigten der Geschichte – in einem Blick allerdings, der darin mehr sieht als nur das Ende. Die Tatsache, dass diese Einsicht bei Markus von dem Hauptmann ausgesprochen wird, von einem Angehörigen der Täterseite also, drückt zumindest die Hoffnung aus, dass es mit diesem neuen Blick auch wieder zu jener offenen, gleichberechtigten Begegnung kommen kann, zu der jedes einzelne Gesicht immer neu auffordert.

Donnerstag, 6. März 2008

Zwangsfusioniert


(Bild: chr.h., privat)

Montag, 3. März 2008

Reaktionen aus der Zeitungslandschaft

Hinter diesen links finden sich Versuche aus der münsterschen Zeitungslandschaft, die Fusionssituation zu beschreiben... Sie repräsentieren nicht die Meinung der BloggerInnen dieses Blogs, sondern dienen allein der Dokumentation.

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Münstersche Zeitung, 29.2.2008
"Gemeinde-Fusion mit Verlusten"
http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/startseite/mslo/
art993,197887

"Gemeinde-Fusion mit Verlusten
tja am 29.02.2008 23:10 Uhr
MÜNSTER
Eva Maria König hätte den Sonntag gerne schon hinter sich. Den Tag, an dem die Kirchengemeinde St. Sebastian aufhört zu existieren. Vielleicht sind dann Trauer und Enttäuschung „über die Zerstörung einer lebendigen Gemeinde“ nicht mehr so groß.
Auf dem schwierigen Weg zu einer Kirchengemeinde: Eva Maria König und Dr. Michael J. Rainer begleiten den Fusions-Prozess von St. Sebastian und Heilig Geist.
Am Sonntag (2. März) fusionieren die Kirchengemeinden St. Sebastian an der Hammer Straße und Heilig Geist an der Metzer Straße. Eine Entwicklung, die gerade in St. Sebastian auf Kritik stößt: Die Gemeinde mit rund 2100 Mitgliedern habe allein und einseitig den Preis der Fusion zahlen müssen. „Uns wird der Kirchraum genommen und die übrigen kirchlichen Gebäude werden zur Disposition gestellt“, heißt es in einer Stellungnahme, verfasst vom Pfarrgemeinderat. Vorsitzende des Gremiums ist Eva Maria König.
Auch Heilig Geist mit 4800 Mitgliedern höre am Sonntag auf zu existieren – aber nur für ein paar Sekunden, sagt Dr. Michael J. Rainer, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. Denn gleich darauf entstünde die neue Gemeinde mit gleichem Namen. „Aus Gründen der Tradition des Viertels ist die Entscheidung gefallen, ihn zu behalten.“
„Es gibt viel zu tun“
Mit dem Fusionsgottesdienst am Sonntag entsteht zwar eine neue Gemeinde – ihre zwei Teile sind dann aber noch lange nicht zusammengewachsen. „Es gibt viel zu tun, um sie zusammenzubringen“, sagt Rainer. Bereits im Vorfeld wurde im Kooperationsrat, bestehend aus Mitgliedern beider Gemeinden, viel und kontrovers diskutiert. Rainer: „Es war anstrengend, aber wichtig für die Zukunft.“ Es gehe auch darum, vieles zu erhalten, was in St. Sebastian entwickelt wurde. Die Gemeinde hat seit Dezember 1999 keinen eigenen Pfarrer mehr. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter hätten eine enorme Kraft investiert und in Selbstverantwortung das Gemeindeleben gestaltet, so Rainer.
Dem Bistum scheine dagegen eine Kirchengemeinde, die so viel Eigenständigkeit entwickelt hat, „nicht so wichtig zu sein“, sagt König. All dies werde durch die Art des Fusionsprozesses „unnötigerweise auf Spiel gesetzt“, heißt es in der Stellungnahme aus St. Sebastian.
Eine Fusion sei immer schmerzhaft für die Gemeinden, entgegnet Josef Vollstedt, Geschäftsführer des Stadtdekanats. Aber letztendlich sei diese Entscheidung vor dem Hintergrund der sinkenden Zahl der Katholiken und der finanziellen Lage des Bistums gefallen: „Wir müssen genau gucken, wie wir das Kleid, das zu groß geworden ist, enger schneidern können“, sagt Vollstedt.
Dafür haben auch die Christen in St. Sebastian Verständnis. Kritik äußern sie allerdings daran, dass ihre Gemeinde einen so hohen Preis für die Fusion zahlen müsse. Und vor diesem Hintergrund sei das Zusammenwachsen zur neuen Kirchengemeinde Heilig Geist weiter „ein schwieriger und auch langwieriger Prozess“, ist sich Eva Maria König sicher. „Es wird auch in Zukunft Probleme geben, die wir aber so kollegial wie möglich lösen müssen.“
Den Fusionsgottesdienst der Gemeinden Heilig Geist und St. Sebastian zelebriert am Sonntag (2. März) in der Heilig-Geist-Kirche Weihbischof Friedrich Ostermann. Beginn ist um 10.30 Uhr."

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Münstersche Zeitung, 2.3.2008
"Ein bitterer Tag für St. Sebastian"
http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/startseite/mslo/
art993,198832

'Ein bitterer Tag für St. Sebastian'
Katja Bühren am 2.03.2008 18:46 Uhr
MÜNSTER
Laetare – freue dich – heißt der vierte Fastensonntag. Dass an diesem Tag aber viele Christen „mit gemischten Gefühlen“ und zum Teil in Trauer den Gottesdienst in Heilig Geist besuchten, konnte Weihbischof em. Friedrich Ostermann nachvollziehen.
Weihbischof Friedrich Ostermann segnete die Gläubigen, nachdem er die Urkunde der neuen Kirchengemeinde Heilig Geist verkündet hatte.
Trotzdem: „Die Freude sollte die Traurigkeit überstrahlen“, sagte er gestern. Dann schloss der Weihbischof im Fusionsgottesdienst die Taufbücher der Gemeinden St. Sebastian und Heilig Geist – und öffnete das der neuen Gemeinde mit altem Namen: Heilig Geist. Nun sei eine neue Seite im Leben der Pfarrgemeinde aufschlagen.
Für das Viertel
„Ein bitterer Tag für St. Sebastian“, sagte Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Eva Maria König zu Beginn des Gottesdienstes. „Die Fusion stellt uns vor einen radikalen Neubeginn. Sie schneidet das ab, was wir über Jahre entwickelt haben.“ Christen aus St. Sebastian befürchten, dass ihr Gemeindeleben durch den Zusammenschluss zerstört wird. Ende des Jahres müssen sie ihre Kirche aufgeben. Die übrigen Gebäude stehen zur Disposition (wir berichteten).
„Wenn unsere Schwestergemeinde ihre Kirche verliert, ist das auch unser Leid“, sagte Michael J. Rainer, Pfarrgemeinderates-Vorsitzender in Heilig Geist. Im Wechsel mit König las er zu Beginn des Gottesdienstes Stimmen und Stimmungen zur Fusion vor. „Ich hoffe, dass wir gemeinsam etwas voranbringen für die Menschen im Viertel. Die neue Lage bietet alle Chancen, gerade wenn wir unterschiedliche Positionen einbringen“, so Rainer.
Protest
Nachdem Ostermann die Urkunde der neuen Kirchengemeinde verkündet hatte, ging er in seiner Predigt auf die Vergangenheit ein und blickte in die Zukunft: Das, was in St. Sebastian und Heilig Geist gewachsen ist, verdiene große Hochachtung. „Achtet das, was gewesen ist. Prüft es und behaltet das Gute.“
Diese aufmunternden Worte erreichten einige Mitglieder aus St. Sebastian nicht: „Viele nehmen an diesem Gottesdienst nicht teil“, sagte König. Sie wollten „die Absegnung eines Rechtsaktes, der die Gemeinde zerstören wird“, nicht miterleben. Einige trafen sich im Pfarrheim St. Sebastian, um „ein Zeichen des Protestes zu setzten“ und über die Zukunft zu sprechen. Vor der „Altenstube“ der Gemeinde prangte ein großes Plakat mit der Aufschrift: Zwangsfusion."

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Westfälische Nachrichten, 29.2.2008
"Gutes von St. Sebastian und Heilig Geist vereinen"
http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/muenster/nachrichten/
Gutes_von_St._Sebastian_und_von_Heilig_Geist_vereinen.html

"Gutes von St. Sebastian und von Heilig Geist vereinen
Münster.
Es ist ein Neuanfang für beide Gemeinden, sagt der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von Heilig Geist, Dr. Michael Rainer. Eva Maria König, Vorsitzende des Gremiums in St. Sebastian, wäre es lieber, wenn die Fusion der beiden Kirchengemeinden an der Hammer Straße bereits vollzogen wäre. Weihbischof Friedrich Ostermann feiert den Zusammenschluss am Sonntag (2. März) um 10.30 Uhr mit der „neuen“ Gemeinde in Heilig Geist.
Beide Kirchengemeinden hören an diesem Tag auf zu bestehen, und für beide sei die Stunde Null gekommen, erklärt Rainer. Die Fusion sei nicht ihre Idee gewesen, sagen die Pfarrgemeinderäte, sondern ein Ziel des Pastoralplans. Beide Gemeinden seien gleichermaßen von der Nachricht überrascht worden. Beide wissen, dass noch eine Seelsorgeeinheit mit St. Gottfried ansteht.
In einer offiziellen Stellungnahme der Gemeinde St. Sebastian wird die Fusion mit Heilig Geist als „Zwangsmaßnahme“ beschrieben. „Die Fusion erleben wir als Zerstörung einer lebendigen Gemeinde“, heißt es. In der Debatte sei überwiegend die Immobilie und nicht die Gemeinde Grundlage aller Strategien gewesen.
46 Jahre gewachsenes Gemeindeleben wird scheinbar abgeschnitten, betont Rainer. Dabei werde seit 1999, seit St. Sebastian ohne Pfarrer ist, unter Einsatz zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeiter das lebendige Gemeindeleben aufrechterhalten, so Eva Maria König. Es sei zu befürchten, dass durch den Fusionsprozess die Gemeinde unnötigerweise aufs Spiel gesetzt werde.
Dr. Michael Rainer von Heilig Geist hat Verständnis für St. Sebastian. Das Profil dieser Gemeinde dürfe nicht verloren gehen, betont er. Rainer hatte zur bevorstehenden Fusion noch krassere Worte aus St. Sebastian erwartet.
Einig sind sich die beiden Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, dass sie Probleme offen handhaben und kollegial lösen möchten.
Bis Ende November bleibt die St. Sebastian-Kirche noch offen. Die Kita nebenan habe eine Zusage des Bischöflichen Generalvikariats, dass Kinder, die für diesen Sommer angemeldet sind, bis zum Schuleintritt in der Kita betreut werden können."
VON GABRIELE HILLMOTH, MÜNSTER

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Westfälische Nachrichten, 2.3.2008
"Heilig Geist und St. Sebastian: Mut zum gemeinsamen Weg"
http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/muenster/nachrichten/
Heilig_Geist_und_St._Sebastian_Mut_zum_gemeinsamen_Weg.html

"Heilig Geist und St. Sebastian: Mut zum gemeinsamen Weg
Münster.
Wirklich glücklich sind die Gemeindemitglieder von Heilig Geist und St. Sebastian nicht über die Fusion: Seit gestern bilden beide Gemeinden eine Einheit: „Der Weg ist uns vorgezeichnet, wir müssen ihn gehen“, sagte Pfarrer Karl Braun im Gespräch mit den Westfälischen Nachrichten. Er wird der neuen Groß-Gemeinde vorstehen.
Intensiv fiel dann auch das Gebet aus, mit dem Pfarrer Braun in die Messe zur Gemeindefusion gestern Morgen in der Heilig-Geist-Kirche einleitete: „Als Gemeinden St. Sebastian und Heilig Geist haben wir uns vor dir versammelt mit unseren Fragen, Enttäuschungen, Verletzungen aber auch mit unseren Hoffnungen . . .“ Weihbischof Friedrich Ostermann machte den Gemeindemitgliedern Mut, sich für die neue Gemeinde einzusetzen: „Gott ruft uns, aufzubrechen, Gewohntes hinter uns zu lassen, Neues zu wagen. Wo Neues zum Vorschein kommt, braucht es Mut und Miteinander, Geduld und Gelassenheit.“
Die Gemeinden Heilig Geist und St. Sebastian sind bereit, sich den nun gemeinsamen Herausforderungen der Zukunft zu stellen: „Ich denke, dass unsere Kirchen jetzt durch das gemeinsame Gottesdienstangebot wieder voller werden“, hofft Heilig-Geist-Gemeindemitglied Marta Glosemeyer. „Durch die Arbeit für die anstehende Fusion waren die Geistlichen in den vergangenen Wochen stark beschäftigt – das wird sich jetzt alles wieder beruhigen“.
Tatsächlich sind seit gestern bereits Übergangsgremien wie der Pfarrgemeinderat im Amt. „Je zehn Mitglieder der ehemaligen Gemeinderäte von Heilig Geist und St. Sebastian bilden den neuen Gemeinderat bis zur Neuwahl im kommenden Jahr“, so Pfarrer Braun.
„Das Schicksal der St.-Sebastian-Gemeinde berührt uns alle auf der Geist sehr“, sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Michael J. Rainer von Heilig Geist. „Ende 2008 wird die Kirche geschlossen. 46 Jahre gewachsenen Gemeindelebens werden scheinbar abgeschnitten.“Die Zukunft zu gestalten sei nun die gemeinsame Aufgabe, betont Eva Maria König, Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Sebastian. „Ich hoffe, dass wir gemeinsam was voranbringen für die Menschen im Viertel.“
Im Pfarrheim von St. Sebastian trafen sich nach der Fusion von Heilig Geist und St. Sebastian 40 Gemeindemitglieder, um ihre Trauer und ihren Protest auszudrücken. Ein großes Schriftband, am Pfarrheim angebracht, brachte es für die Öffentlichkeit auf denn Punkt: „Zwangsfusioniert!“ Zum Trost gab es Kaffee und Kuchen. Auch die Mitglieder des Kirchenvorstands und des Pfarrgemeinderates nahmen an dem Treffen teil."
VON SVEN BETTING, MÜNSTER

Statement vor der Fusions'feier'

Statement der Pfarrgemeindevorsitzenden Eva Maria König, St. Sebastian, zum sog. Fusionsgottesdienst

Dieser Tag ist ein bitterer Tag für die Gemeinde St. Sebastian.
Die Fusion mit der Gemeinde Heilig Geist stellt uns vor einen radikalen Neubeginn, der das, was wir in Jahren gemeindlicher Arbeit entwickelt haben, abschneidet. Noch wissen wir nicht, ob sich auf dieser Grundlage eine gute neue gemeindliche Zukunft gestalten lässt.
St. Sebastian ist Verlierer in dieser Fusion.
Vielen von uns ist es nicht möglich, an diesem Gottesdienst teilzunehmen, weil wir darin im Wortsinn eine ‚Absegnung’ eines Rechtsaktes sehen, der zerstörerisch wirkt.

Gemeinde heißt für uns auch, Kirche im Südviertel zu sein, dazu beizutragen, dass Menschen in ihren oft schwierigen Lebenssituationen nicht allein gelassen sind – die Begleitung Trauernder gehört ebenso dazu wie die Hilfe in materiellen Notsituationen, die z.B. durch Sozialbüro und Münstertafel geleistet wird. Wenn ich durchs Viertel gehe, sprechen mich immer wieder Menschen an, die fragen: “Was wird aus uns?“ Es ist unsere Sorge, ob die Menschen auf dem Gebiet des Alten Schützenhofs in einer größeren Gemeindestruktur genügend im Blick der Nächstenliebe und sozialen sowie seelsorglichen Verantwortung bleiben.

Unsere Kirche St. Sebastian ist uns ein Ort, der die Eucharistie als gemeinsame Feier der um den Altar Versammelten sinnfällig werden lässt, der es zudem gerade auch Kindern und Älteren sehr gut möglich macht, den Gottesdienst mitzufeiern. Die Gottesdienstgemeinde erfährt ihn so als Ort des Glaubenlernens und Glaubenverkündens und erfährt sich selbst dabei als sich im Glauben stärkende Gemeinschaft. Durch die Schließung unserer Kirche werden wir vereinzelt und verlieren mit unserer liturgischen Kultur auch religiöse Beheimatung.

(als 'Stimme aus St. Sebastian' unmittelbar vor dem sog. Fusionsgottesdienst vorgetragen)

Dienstag, 26. Februar 2008

Stellungnahme unserer Gemeinde zur Fusion

Stellungnahme der Gemeinde St. Sebastian (Münster, Hammer Straße) zur Fusion mit der Gemeinde Heilig Geist


Am 2. März 2008 werden die Gemeinden St. Sebastian und Heilig Geist in Münster fusioniert. Diese Zwangsmaßnahme erfüllt die Menschen in St. Sebastian, die allein und einseitig den Preis der Fusion zahlen müssen, mit großer Enttäuschung und Trauer.
Wir haben Verständnis für notwendige Maßnahmen, die auf veränderte Rahmenbedingungen und finanzielle Spielräume reagieren. In der Debatte um St. Sebastian war aber überwiegend die Zukunft der Immobilien, nicht die der Gemeinde, Grundlage für die gewählten Strategien. Der Eingriff in gewachsene Gemeinden erfordert intensives pastorales Denken. Angesichts dieser Verantwortung haben wir im Sommer 2007 einen Vorschlag für eine Fusionsgestaltung gemacht, die keine einseitige Gemeindeauflösung gewesen wäre. In der Langfassung des Pastoralplans war das Bemühen um solche pastoral verantwortliche Lösungen noch zu spüren. Es war klar, dass nach einer Fusion gleichberechtigte „Orts bzw. Teilgemeinden“ entstehen, wobei darauf zu achten sei, dass für diese Ortsgemeinden „ein würdiger liturgischer Raum, ein Begegnungszentrum und eine wohnortnahe Koordinationsstelle erhalten bleibt“. Dieser Anspruch wird auch durch die allgemeiner formulierte und von Bischof Dr. Lettmann unterschriebene Kurzfassung des Pastoralplans nicht zurückgenommen, im Vorgehen gegenüber der Gemeinde St. Sebastian jedoch nicht einmal in Betracht gezogen.
Die Gemeinde St. Sebastian, die seit Dezember 1999 ohne eigenen Pfarrer ist, hat sich seither bemüht, mit großem Einsatz von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, ein lebendiges Gemeindeleben zu erhalten. Wir sind dankbar, dass unsere Gemeinde von Domvikar Stefan Sühling, Pater Michael Baumbach, Pater Dr. Heiner Katz und Pater Hubertus Görgens so große Unterstützung erfahren hat. Die Impulse des letzten Pfarrers, Ludwig Gotthardt wurden weiterentwickelt und haben zu einer Form der Gemeindegestaltung geführt, in der mündige ChristInnen ihren Auftrag als MitgestalterInnen von Liturgie, Pastoral und Diakonie ernst nehmen. Genau dies ist im Pastoralplan vorgesehen und erscheint uns in Zeiten zunehmenden Priestermangels als zukunftsweisendes Konzept des Gemeindelebens, ohne auf den amtlichen Priester verzichten zu können und zu wollen.
Stattdessen versucht man unsere Gemeinde so darzustellen, als habe sie den Bezug zum Stadtviertel verloren. Die Menschen, die auf dem Gebiet des Alten Schützenhofs leben und in St. Sebastian schon seit vielen Jahren eine Heimat haben, werden dadurch ignoriert. Wir sind froh, dass alte und behinderte Menschen, gerade auch psychisch Kranke, die im Pfarrgebiet wohnen, sich voll integriert wissen. Auch die vielfältigen Verbindungen zu unterschiedlichen Gruppen im Stadtteil werden dabei von der Bistumsleitung übersehen: der katholische Kindergarten, die Hermannschule, das Südviertelbüro, die offene Jugendarbeit, das Sozialbüro, die Münstertafel oder die ökumenische Vernetzung der Eine-Welt-Kreise. Dass unsere Gemeinde und ihr ein-ladender Stil, Gottesdienst zu feiern, darüber hinaus auf andere KatholikInnen, insbesondere junge Familien mit ihren Kindern anziehend wirken, bestätigt unser Engagement.
All dies wird durch die Art des Fusionsprozesses unnötigerweise aufs Spiel gesetzt. Dabei gibt es mit dem Haus St. Maximilian Kolbe in der Pfarrei St. Gottfried ein gelungenes Modell als Vorbild. Uns wird der Kirchraum genommen und die übrigen kirchlichen Gebäude zur Disposition gestellt. Die Nachricht davon hat die betroffenen Menschen in der Osterwoche 2007 über die Medien erreicht. Der Fusionspartner, Heilig Geist, behält Kirche, Gebäude, den Namen und seinen Pfarrer. Wir haben uns über ein Jahr lang im Kooperationsrat bemüht, trotz dieser Ungleichheit zu einem gemeinsamen Konzept mit Perspektiven zu einer Pastoral für das gesamte Südviertel zu kommen. Doch dieser Prozess erweist sich als schwierig und langwierig. Einem Antrag auf Aufschub der Fusionsfrist wurde vom Bischof erst zugestimmt, dies wurde aber kurz darauf wieder zurückgenommen. Damit wird uns die Chance auf eine gut vorbereitete Neugestaltung einer Gemeinde, in der auch unterschiedliche Profile ihren Platz haben, genommen. Eine „Seelsorge mit Gesicht“, wie sie der Pastoralplan vorsieht, ist außerdem nur möglich, wenn vor Ort geeignete Räume zur Verfügung stehen.
Die Fusion, die am 2. März gottesdienstlich gefeiert werden soll, erleben wir in St. Sebastian als Zwangsmaßnahme und als Zerstörung einer lebendigen Gemeinde.

(verfasst von Mitgliedern der Gemeinde im Anschluss an eine Zusammenkunft der Gemeinde am 3.2.08, vom Pfarrgemeinderat am 20.2.08 verabschiedet)

Dienstag, 19. Februar 2008

Patronatsfest 2008

Am 20.1. haben wir das letzte Patronatsfest unserer Gemeinde gefeiert – ein trauriger Tag, aber auch ein schönes Fest. Dazu beigetragen haben vor allem Pater Baumbachs engagierte Predigt – so eindringlich ist uns unser Patron noch nie nahe gebracht worden - und die schöne Musik im Gottesdienst (Mutmach-Lieder sind inzwischen bei uns zu einem wesentlichen Teil der Seelsorge geworden), sowie Uli Clewemanns Kabarettauftritt, der auch Traurige mit gezielten Spitzen wieder zum Lachen brachte. Und natürlich der festliche Rahmen des Empfangs, vorbereitet von einem Team um Ingrid Heckmann und Christoph Weyer mit kulinarischen und musikalischen Köstlichkeiten. Ganz herzlichen Dank an alle!

Bilder: Bernhard Lorbach






Donnerstag, 15. November 2007

Neues zur Situation unserer Gemeinde - Gemeindeinfo am 25.11.2007

Wie in der Sonderausgabe von „Sebastian im Südviertel“ vom 28.10.07 berichtet, wurde Weihbischof Overbeck in einem Brief gebeten, den Vorwurf der „Eigenkirchlichkeit“ und seine Forderung nach einer „Rückführung“ unserer Gemeinde in eine „ordentliche katholische Pfarrei“ zurückzunehmen, da beides St. Sebastian in das Licht des Irregulären und zu Korrigierenden rückt.

In einem Gespräch mit Eva-Maria König bedauerte Weihbischof Overbeck, dass er in unserer Gemeinde Betroffenheit ausgelöst hat. Er erläuterte, dass er mit „Eigenkirchlichkeit“ keine Entfernung von der Lehre der katholischen Kirche, sondern ein „für-sich-sein-Wollen“ gemeint habe, wie er es in vielen Gemeinden anträfe. Er sprach unserer Gemeinde und den Priestern, die uns begleiten, sein volles Vertrauen aus. Zugleich nahm er den Begriff der „Rückführung“ zurück und ersetzte ihn durch „Zusammenführung“ von zwei Pfarreien zu einer, wobei er betonte, dass dies für beide Gemeinden einen Neubeginn und Veränderungen bedeuten müsse. Es sei ihm jedoch bewusst, dass von St. Sebastian wesentlich mehr verlangt würde als von Heilig Geist. Er fragte, was uns in der jetzigen Situation an Zusammenarbeit mit Heilig Geist möglich sei, und bot seine Hilfe an, z.B. durch ein Gespräch mit ihm und durch Begleitung des Fusionsprozesses durch Frau Dr. Nemann, Supervisorin des Bistums.

Inzwischen hat sich auch Pfarrer Braun in einem Schreiben an Frau König von den genannten Vorwürfen distanziert.

Der Pfarrgemeinderat wird nach diesen positiven Reaktionen auf seiner Sitzung die jetzt bestehende Situation analysieren und das weitere Vorgehen planen.

Da einschneidende Schritte bevorstehen, soll die Gemeinde am 25.11. nach dem Gottesdienst darüber informiert und in die Diskussion einbezogen werden.

Herzliche Einladung an alle!!

Sonntag, 28. Oktober 2007

Weihbischof Overbeck über St. Sebastian

Am Montag, 22.10.2007, haben sich vier Mitglieder des Kooperationsausschusses unserer Gemeinde zu einem Gespräch mit dem neuen Weihbischof, Dr. Franz-Josef Overbeck, getroffen.

Zur Erinnerung: Schon nach der Aufläsung des Kooperationsrates der Pfarreien Heilig Geist, St. Gottfried/Maximilian Kolbe und St. Sebastian haben wir den Weihbischof um ein Gespräch gebeten, um ihm unsere Sorgen und Anliegen persönlich mitzuteilen. Mit Verweis auf die anstehenden Entscheidungen im Verwaltungsrat des Bistums hat er dieses Gespräch vorerst abgelehnt. Der Verwaltungsrat des Bistums hat in der Sitzung vom 12.10.2007 unter Mitwirkung Weihbischof Overbecks einen doppelten Beschluss gefasst:
1. Entgegen dem Antrag von Heilig Geist und St. Sebastian werden keine neuen Kirchenvorstände gewählt.
2. Heilig Geist und St. Sebastian fusionieren mit Wirkung vom 02./03.03.2008 zu einer neuen Pfarrei.

Angesichts dieser Entscheidung - der Gesprächsbedarf war nun dringender denn je - haben wir den Weihbischof erneut um einen Termin gebeten. Die Einladung erfolgte nunmehr für den vergangenen Montag, 22.10., um 15.00 Uhr. Aus eigener Initiative hat Overbeck Pfr. Karl Braun und, was sich erst direkt vor dem Gespräch herausstellte, Pastoralreferent Thomas Hußmann zum Gespräch hinzu gebeten. Vom Kooperationsausschuss unserer Gemeinde konnten an diesem Nachmittag nur Eva-Maria König, Bernhard Lorbach, Arnd Bünker und Christoph Weyer teilnehmen.

Im Gespräch hat Eva-Maria König zunächst unsere Anliegen vorgetragen, wie sie zuletzt in der Gemeindeversammlung am 07.09.2007 formuliert wurden. Hernach hat sie einen Blick auf die bisherigen Verhandlungen mit der Pfarrgemeinde Heilig Geist geworfen und ist insbesondere auf die Schwierigkeiten eingegangen, die sich im Verlauf der Gespräche herausgestellt haben. Schließlich äußerte sie unsere Sorge, dass St. Sebastian sich in einer fusionierten Pfarrgemeinde auflösen und die in den letzten Jahren aufgebaute Pastoral unserer Gemeinde keine Fortführung erfahren werde.

Nach einem kurzen Statement von Pfr. Braun und Herrn Hußmann - sie sprachen eher allgemein von Vorwürfen und Verdächtigungen, die im Raum stünden - nahm Weihbischof Overbeck Stellung. Er habe die Entscheidung herbeigeführt, um den Pastoralplan für die Stadt Münster vor dem Ruhestand des Bischofs umzusetzen. Dieser Plan sei in Absprache mit den Pfarrgemeinden beschlossen worden und von ihm nicht zu verantworten. Weiter habe er die Erfahrung gemacht, dass es besser sei, Strukturfragen vor inhaltlichen Konzepten zu klären. Das schaffe Klarheit und Sicherheit. Im Übrigen sei die Gemeinde St. Sebastian in die geordneten Strukturen einer katholischen Pfarrei zurückzuführen, da sich in den letzten Jahren ein gewisses "Eigenkirchenwesen" eingestellt habe. Für das weitere Vorgehen schlage er einen moderierten Prozess zwischen den beiden Pfarrgemeinderäten vor, den er im Auge behalten wolle. Gerne komme er auch in die Gemeinde, um seinen Beschluss zu vermitteln.

Am vergangenen Freitag, dem 26.10.2007, hat sich der Kooperationsausschuss zu einer Analyse des Bischofsgesprächs getroffen. Die im Gespräch ausdrücklich und indirekt ausgesprochenen Vorwürfe Overbecks, vor allem den Vorwurf der "Eigenkirchlichkeit", weist der Ausschuss entschieden zurück. Er wird einen Brief an Weihbischof Overbeck formulieren, in dem er ihn zur Rücknahme der Vorwürfe auffordert. Gleichzeitig wird der Pfarrgemeinderat den Weihbischof zu einem Gespräch einladen, wie von ihm selbst vorgeschlagen. Der Termin wird bekannt gegeben, sobald er feststeht.

Für den Kooperationsausschuss: Christoph Weyer

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Fusionsanordnung. Schreiben vom 16.10.2007

Kurz nach dem Fest zum 45-jährigen Bestehen hat das Generalvikariat über die Fusion von St. Sebastian und Heilig Geist entschieden.
Hier der Wortlaut des Schreibens vom 16.10.2007 an unsere Gemeinde.

"Fusion der Kirchengemeinden Hl. Geist und St. Sebastian

Sehr geehrter Herr Pfarrer Braun,
sehr geehrte Damen und Herren,

wie bereits telefonisch mitgeteilt, ist im Gespräch mit Herrn Weihbischof Dr. Overbeck am 12. Oktober 2007 entschieden worden, dass die Fusion der Gemeinden Hl. Geist und St. Sebastian zm 02. März 2008 vollzogen werden soll.

Zeitnah soll die Wahl der Gremien, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat, erfolgen. Das bedeutet, dass die Gremienvertreter bis zum Fusionszeitpunkt im Amt bleiben.

Über den Zeitpunkt der Wahl ergeht ein gesondertes Schreiben.

Wir bitten, die Gremien entsprechend zu unterrichten.

Mit freundlichen Grüßen
i.A.
Niclas"

Montag, 15. Oktober 2007

Kirchenvorstandswahl nicht genehmigt - Zwangsfusion angeordnet

Am Freitagabend erreichte unsere Pfarrgemeinderatsvorsitzende Eva-Maria König eine E-Mail des Pfarrers von Hl. Geist und Pfarrverwalters von St. Sebastian, Karl Braun, in der mitgeteilt wurde, dass in einem Gespräch mit Weihbischof Overbeck (Foto) festgelegt worden sei, dass die Fusion der Pfarreien St. Sebastian und Heilig Geist am Sonntag, dem 02. 03. 2008 stattfinden solle. Dies sei der letzte Sonntag, an dem unser Diözesanbischof Dr. Lettmann noch im Amt wäre. Deshalb werde die für den 1. /2. 12. 2007 geplante Kirchenvorstandswahl nicht statttfinden. Die neuen Gremien würden nach der Fusion für die neue Pfarrei gewählt. Der Generalvikar sei damit einverstanden. Die offizielle Nachricht werde in den nächsten Tagen schriftlich an die Pfarreien erfolgen.





Als Gemeinde St. Sebastian sind wir über das Vorgehen der Bistumsleitung enttäuscht. Der neue Weihbischof Overbeck hatte im Vorfeld der Entscheidung ein Gespräch mit Verantwortlichen aus der Pfarrei St. Sebastian abgelehnt. Wir hoffen jetzt, dass er in der nächsten Zeit doch noch zu einem Gespräch mit Vertretern der Pfarrei, deren Ende beschlossen wurde, bereit ist, und dabei auch der Zusage seines Vorgängers, Weihbischof Ostermann (Foto), sich um pastorale Lösungen zu bemühen, Taten folgen lässt.








Wo stehen wir jetzt? Was können wir tun? Was müssen wir tun?

Am Sonntag, 14. Oktober 2007, ist nach dem Gottesdienst eine Möglichkeit zur Besprechung der neuen Lage für die Mitglieder der Gemeinde St. Sebastian.

Donnerstag, 20. September 2007

Scheitern des Kooperationsrates - Reaktionen auf Gemeindeversammlungsergebnisse

Der Kooperationsrat der drei Pfarreien St. Sebastian/Heilig Geist/St. Gottfried-Maximilian Kolbe hat im Juni beschlossen, dass jede Pfarrei Konkretisierungsvorschläge für die Kooperation der drei Pfarreien formulieren sollte. Die Überlegungen aus St. Sebastian sind im Blogeintrag zur Gemeindeversammlung dokumentiert.

Hier finden Sie eine Dokumentation über den Stand der Überlegungen aus Heilig Geist und St. Gottfried-Maximilian Kolbe. Den Entscheidungsträgern in beiden Pfarreien waren die Ergebnisse der Gemeindeversammlung in St. Sebastian in den zentralen Umrissen bekannt.

Der Beschluss des Pfarrgemeinderates Heilig Geist wurde unserer Gemeinde durch den Vorsitzenden der Pfarrgemeindesrates Heilig Geist am 18.09.2007 mitgeteilt. Der ältere erste Teil des Beschlusses wurde uns im August mitgeteilt.

"Beschluss des Pfarrgemeinderates Heilig Geist
auf der Sitzung am 9. August 2007

Als Pfarrgemeinderat Heilig Geist stimmen wir dem im Pastoralplan für die Stadt Münster vorgegebenen Weg der Fusion unserer Gemeinde Heilig Geist mit der Gemeinde St. Sebastian zu. Angesichts der in St. Sebastian geäußerten Sorge, dass die Vereinigung zu einer neuen Pfarrgemeinde zur Auslöschung von St. Sebastian führen könnte, bekräftigen wir unsere Absicht Perspektiven für eine gemeinsame Zukunft zu suchen und zu entwickeln.

Des Weiteren betonen wir unsere Bereitschaft im Rahmen der neu zu bildenden Seelsorgeeinheit mit St. Gottfried Möglichkeiten der Begegnung und Gemeinschaft zu suchen und Wege der guten Zusammenarbeit zu gehen.

Ergänzender Beschluss vom 13. September 2007

Nach der Aussetzung der Kooperationsratssitzung vom 5. September 2007 durch den Sprecherkreis des Kooperationsrates und der damit erneut aufgeschobenen Klärung der Frage, ob die Gemeinden St. Sebastian und Heilig Geist absehbar fusionieren und eine Seelsorgeeinheit mit St. Gottfried bilden, möchten wir folgende Ergänzung zu unserem oben beschriebenen Beschluss bekannt geben:

Die schon lange aufgeworfene Frage nach Fusion und Seelsorgeeinheit oder Fusion der drei Gemeinden ist endlich zu klären!
Mit diesem Ergebnis ist entsprechend weiter zu arbeiten. Das heißt: Einigen sich die Gemeinden auf eine Zusammenarbeit im Sinne des Pastoralplanes (Fusion von St. Sebastian und Heilig Geist und Seelsorgeeinheit mit St. Gottfried), dann gilt es für die beiden Fusionsgemeinden, den Fokus auf die Fusion zu lenken und nachgeordnet die Seelsorgeeinheit in den Blick nehmen. Dies bedeutet nicht, die Zusammenarbeit auf der Ebene der
Seelsorgeeinheit (als gemeinsamer pastoraler Raum, den es neu zu gestalten gilt) aus dem Blick zu verlieren.

Als Pfarrgemeinde Heilig Geist ermutigen wir alle Gemeindemitglieder in St. Sebastian sich auf einen gemeinsame Weg einzulassen und an der Findung und Umsetzung von realistischen Zielen für eine gemeinsame Pastoral mitzuarbeiten. Einige gemeinsame Aufgaben und Ziele gibt es schon, weitere gilt es zu benennen.

Folgende erste Schritte könnten heute sein:

➢ Kirchenraumüberlegungen im Hinblick auf die Heilig-Geist-Kirche als zukünftige gemeinsame Kirche. Hier kann eine Planungsgruppe entstehen, die wertvollen Erfahrungen von St. Sebastian könnten einfließen, ein gemeinsamer Prozess der Information, Meinungsbildung und Gestaltungskraft kann angestoßen werden.

➢ Die Familiengottesdienstkreise können sich annähern und nach gemeinsamen Wegen, Konzepten und Möglichkeiten der Gemeinschaftsbildung fragen.

➢ Der Werktagsgottesdienstkreis aus St. Sebastian kann in der Heilig-Geist-Kirche einen Werktagsgottesdienst gestalten und offen in beide Gemeinden einladen.

Weitere Schritte sind in den beiden Pfarrgemeinderäten St. Sebastian und Heilig Geist zu entwickeln. Die Ebene Seelsorgeeinheit soll Beachtung finden. Die Umsetzung des Pastoralplan führt zu neuen Gremienzusammensetzungen, die hierbei von Bedeutung sein können.

Wir sprechen Pfarrer Karl Braun unser Vertrauen aus und sehen ihn als Pfarrer der neu zu bildenden Gemeinde.

Alle Beteiligten wissen, dass wir uns in einem offenen Prozess befinden, der ein großes Maß an ungeklärten Fragen,Umbrüchen und auch schmerzlichen Entscheidungen mit sich bringt. Dennoch sehen wir in der Fusion mit St. Sebastian Chancen für Neuanfänge und eine zukunftsorientierte Pastoral.
Wir bitten die Gemeinde St. Sebastian sehr nachdrücklich unser Angebot zur Zusammenarbeit zu überdenken.

PGR Heilig Geist,
Münster, den 13.09.2007"



Diese "Informationen", die das Scheitern des Kooperationsrates der drei Pfarreien bedeuten, wurden vom Pfarrgemeinderat und vom Kirchenvorstand der Pfarrei St. Gottfried/Maximilian Kolbe gemeinsam beschlossen und den Pfarreien Heilig Geist und St. Sebastian am 20.09.2007 per Mail vom Sprecher des Kooperationsausschusses der Pfarrei St. Gottfried/Maximilian Kolbe mitgeteilt.

"KATH. PFARRGEMEINDE
ST. GOTTFRIED / MAXIMILIAN-KOLBE
Düesbergweg 133
Tel.: 0251/789070
Fax: 0251/7890711
48153 Münster, den 19.09.2007


Information an die Mitglieder des Kooperationsrates

Die Gemeinde St. Gottfried/Maximilian-Kolbe ist nach dem über einjährigen Kooperationsprozess mit den Gemeinden Heilig Geist und St. Sebastian jetzt zu dem Schluss gekommen, die Variante einer Dreier-Fusion nicht weiter zu verfolgen und den Pastoralstrukturplan von März 2006 direkt und unmittelbar umzusetzen. Hier heißt es: „Heilig Geist und St. Sebastian fusionieren und bilden mit St. Gottfried eine Seelsorgeeinheit.“

Aus diesem Grunde nehmen wir an den vereinbarten Kooperationsgesprächen nicht mehr teil.

Nach erfolgreicher Fusion von Heilig Geist und St. Sebastian treten wir unmittelbar in die Gespräche zur Bildung einer Seelsorgeeinheit ein.

Die in dem Zusatzschreiben der Sprecher zum Protokoll des Kooperationsrates vom 1.2.2007 vereinbarten Positionen müssen neu verhandelt werden mit dem Ziel, eine gemeinsame oder von drei Gemeinden differenzierte Position dem Bischof bekannt zu geben.

(gemeinsamer Beschluss von PGR und KV St. Gottfried/Maximilian Kolbe)"

Sonntag, 16. September 2007

GEMEINDEVERSAMMLUNG - Zukunftsplanungen in St. Sebastian

Die Pfarreien St. Gottfried/Maximilian Kolbe, Heilig Geist und St. Sebastian haben vom Bistum die Vorgabe bekommen, ihre pastorale Struktur und Konzeption neu aufeinander abzustimmen. Der Kooperationsrat der drei Pfarreien hat den Auftrag gegeben, in den jeweiligen Pfarreien Vorschläge für eine gemeinsame pastorale Kooperation zu machen. Der Pfarrgemeinderat St. Sebastian hat in einer Klausurtagung am 25.08.2007 Vorschläge erarbeitet. Die Gemeindeversammlung hat diese Vorschläge diskutiert und darüber beschlossen.
Im Folgenden findet sich ein Auszug aus dem Protokoll der Gemeindeversammlung mit einer Darstellung der
grundsätzlichen Überlegungen zum Pastoralkonzept, einer Darstellung der Gestaltungsvorschläge des Pfarrgemeinderates einer Darstellung der wesentlichen
"Schnipsel" aus der Diskussion in der Gemeindeversammlung sowie das
Votum der Gemeindeversammlung.

Gemeindeversammlung „Zukunft unserer Gemeinde“ St. Sebastian im Südviertel

Ort: Pfarrheim St. Sebastian
Zeit: Sonntag, 02.09.2007, 11.15 Uhr – 13.00 Uhr

Eva-Maria König, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, begrüßt die Anwesenden herzlich und eröffnet die Gemeindeversammlung, die unter dem Thema „Zukunft unserer Gemeinde“ steht.
Der Vorschlag zur Tagesordnung
• Vorstellung der grundlegenden Überlegungen des Pfarrgemeinderates zu den Kooperationsschritten zwischen den Pfarreien St. Gottfried, Hl. Geist und St. Sebastian
• Vorstellung konkreter Lösungsvorschläge für bestehende Herausforderungen
• Murmelphase
• Diskussion
• Meinungsbildung und Beschlussfassung
wird angenommen.

Arnd Bünker stellt den Weg der Überlegungen des Pfarrgemeinderats (PGR) vor, die von pastoraltheologischen Hilfestellungen und Modellen des Pastoraltheologen Stefan Gärtner ausgehen und während der Klausurtagung des PGR am Samstag, 25.08.2007, vorgestellt und diskutiert wurden.

Grundsätzliche Überlegungen:
Als zentrale Überlegung gilt es festzuhalten, dass Gemeinde kein Selbstzweck ist, sondern als Darstellung der liebenden Zuwendung Gottes zur Welt verstanden wird. Diese Darstellung verwirklicht sich in vier Dimensionen, die allerdings oft miteinander verwoben sind:
1. Gottesdienst
2. Nächstenliebe
3. Zeugnis vom Glauben/Verkündigung und
4. Gemeinschaftsstiftung unter den Menschen.

Die konkrete Sozialform, das Beziehungsgewebe, in der die Darstellung von Gottes liebender Zuwendung zu den Menschen gestaltet und gelebt wird, kann sehr unterschiedlich sein. Drei Modelle werden vorgestellt, die alle einen konkreten Bezug zur Situation von St. Sebastian haben und damit auch konkrete Hinweise für die Zukunftsgestaltung geben. Modelle vereinfachen die Realität, geben zugleich aber zentrale Charakterzüge wieder.

1. Gemeinde wird als Pfarrei gedacht:

Gemeinde, die modellhaft als Pfarrei verstanden wird, lässt sich als Pyramide darstellen. Oben steht der Pfarrer, darunter stehen in hierarchischer Ordnung seiner Mitarbeiter und die Räte (Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand). Die Katholiken im Zuständigkeitsbereich der territorial begrenzten Pfarrei bilden die Masse der Gläubigen, die in der Pfarrei erfasst werden und denen mit dem Pfarrer/seinen Mitarbeitern eine eindeutig benannte Ansprechperson zur Verfügung steht. Der Pfarrer steht im Mittelpunkt und über der Gemeinde als Pfarrei. Das kirchliche Recht der Pfarrei kreist fast nur um den Pfarrer und kennt den Begriff Gemeinde gar nicht. Im Zentrum steht die Vorstellung einer Heilsanstalt, deren Aufgabe die Sicherstellung der Erfassung aller Katholiken und ihrer sakramentalen Versorgung ist. Die Aufgabe des Pfarrers ist mit der Vergrößerung einer Pfarrei immer schwieriger zu erfüllen, so dass Gemeinde als Pfarrei oft mit der Überforderung des Pfarrers (und seiner Mitarbeiter) zu tun hat. Während also in rechtlicher Hinsicht eine Fusion problemlos wäre – die Pyramide würde nur dicker – stellt sich für die Aufgabe der Leitung und der Seelsorge die Schwierigkeit größerer und anonymer „Massen“. Für die Katholiken ist das Modell zwar rechtlich-theoretisch einfach aber kaum menschlich-beziehungsmäßig erlebbar. Zudem ist das Pfarrmodell von der Vorstellung einer geschlossenen katholischen Welt geprägt. Bezüge zur Umwelt (der Nicht-Katholiken) kommen nicht vor, was nicht zuletzt die Möglichkeiten der Darstellung der Liebe Gottes zu den Menschen auf den Binnenraum der Kirche einengt.
Für die Zukunftsplanung muss die rechtliche Form der Pfarrei berücksichtigt werden. Dazu gibt es die Modelle der Pfarrei und der Seelsorgeeinheit, die in seelsorglicher Hinsicht Pfarrei ist, in Verwaltungshinsicht aber aus mehreren selbstständigen Pfarreien besteht.

2. Gemeinde wird als Kerngemeinde gedacht:

Das Modell der Kerngemeinde lässt sich als Modell von Ringen/Kreisen um einen Kern herum darstellen. Im Kern sind die aktiven Mitglieder einer Gemeinde, die Priester, MitarbeiterInnen, Räte... versammelt. In der Regel wird man die Sonntagsgemeinde als Kerngemeinde bezeichnen. Nicht zufällig findet die Gemeindeversammlung von St. Sebastian im Anschluss an die Sonntagsmesse statt. Die Gemeinschaft im Kern der Gemeinde trägt gemeinsam Verantwortung für Gottesdienst, Nächstenliebe und Verkündigung. Gemeinschaft ist wesentlicher Teil dieser Gemeindevorstellung. Hier gibt es wenig oder gar keine Anonymität. Verbindliche Beziehungen prägen die Gemeindepraxis. Im Ideal gelingt es der Kerngemeinde, nach außen zu strahlen, Menschen im Umfeld der Kerngemeinde zu erreichen und sie als Interessierte, Engagierte, Sympathisanten oder als sog. „Fernstehende“ in Beziehung zur Gemeinde zu setzen. Die Kerngemeinde muss dabei nicht nur auf die Katholiken in ihrer Umwelt schauen, sondern auf alle Menschen im Umfeld der Kerngemeinde. So kann sie ihren Weltbezug besser gestalten als die Pfarrei.
Der Vorteil der Kerngemeinde, die feste Gemeinschaft, das konkret erlebbare und nicht anonyme Zugehörigkeitsgefühl, kennzeichnet aber auch das Problem der Kerngemeinde: Was sie zusammenhält, schließt andere Menschen aus. Die feste Gemeinschaft ist nur möglich durch unausgesprochene Regeln und gemeinsame Mentalitäten, ein bestimmtes Milieu: Jede Gemeinde als Kerngemeinde hat ihren eigenen Stil – oder negativ ausgedrückt – ihren eigenen Stallgeruch. Wir haben unseren Stil und andere Gemeinden haben einen anderen Stil. Nicht jeder Mensch kann sich bei uns wohl fühlen. Gemeinschaft und Ausgrenzung gehören in der Realität zusammen.
Für die Zukunftsplanungen bedeutet dies, dass kerngemeindliche Beziehungsnetze als Lebens- und Glaubensräume von Christinnen und Christen zu bewahren sind. Aufgrund der unterschiedlichen Stile und Mentalitäten lassen sich Kerngemeinden nicht fusionieren. Gerade eine Vielzahl von Kerngemeinden mit unterschiedlichen Ausprägungen und Charakterzügen kann aber der Vielfalt der Menschen in der Umwelt der Gemeinden besser entsprechen und damit die Darstellung der Nähe Gottes zu den Menschen im Südviertel erleichtern.

3. Gemeinde wird als Netzwerk gedacht:
Mit dem Netzwerkmodell wird der kerngemeindlich eng geführte Blick geweitet. Dargestellt wird es durch eine Vielzahl auf unterschiedliche Weise verbundener Partikel, die Gruppen, Gottesdienstgemeinden, Initiativen... symbolisieren. Das Netzwerk hat kein Zentrum, wohl aber mehr oder weniger große Knotenpunkte, bei denen viele Verbindungen unterschiedlicher Netzwerkpartikel zusammenlaufen und verknüpft sind.
Das Netzwerk zwingt nicht mehr länger, „die“ Gemeinde zu suchen oder zu definieren (z.B. die Sonntagsgemeinde), sondern Gemeinde ist alles, was in den Netzwerkteilen, den Netzwerkpartikeln, an Darstellungspraxis der Liebe Gottes zu den Menschen wächst. Kein einzelnes Partikel kann alle Darstellungsweisen umfassend realisieren, nur zusammen wird gemeindliche Praxis sichtbar. Gemeinde St. Sebastian als Netzwerk ist alles, was geschieht:
• in Gottesdienstgemeinden: Samstags- /Sonntagsgemeinde, Wortgottesdienstgruppe, Mittwochsmesse, Späte Messe am Donnerstag, Gottesdienst der ghanaischen Gruppe, Queer-Gottesdienst, Vietnamesische Gemeinde, Schulgottesdienst, privates Gebet...,
• in Gruppen und Initiativen der Nächstenliebe: Sozialbüro, Münster-Tafel, Kindergarten, auch Besuche von Kranken, Kollekten, Pskow-Projekt,...
• in Gruppen und Initiativen der Verkündigung und des Zeugnisses: Bibelnacht, das Zeugnis der Gastfreundlichkeit, der Einsatz für Gerechtigkeit z.B. durch die Eine-Welt-Gruppe, Mitarbeit in der Katechese, ökumenische Bibelveranstaltungen...
• in den Orten der Gemeinschaftsstiftung: Integration von Menschen mit psychischer Erkrankung, interkultureller Kindergarten, Gemeindemittagessen, Kirchenkaffe, Seniorengruppe, wenn sich zwei Leute absprechen, um den Weg zur Kirche gemeinsam zu gehen, Feste, Grillen, Familienkreise, Beteiligung am Südviertelfest, Präsenz auf dem Geistmarkt, persönliche Beziehungen ... nicht nur mit der Gruppe der Katholiken, sondern mit allen Menschen in unserem Lebensumfeld

Die Vielfalt der Partikel des Netzwerkes ermöglicht unterschiedlichste Formen und Verbindlichkeitsgrade der Zugehörigkeit zum Gemeindenetzwerk. Die Vielfalt der Partikel, der Gruppen, Initiativen und Gottesdienstgemeinden, kann die Nähe und die Beziehung zur Umwelt am besten garantieren, weil hier die größte Berührungsfläche mit den Menschen in unserem Umfeld gegeben ist. Für die Zukunftsplanung ist es notwendig, die Vielfalt der Gruppen im Netzwerk von St. Sebastian zu wahren und in ein neues, größeres Netzwerk zu integrieren. Dabei gilt es zugleich, die Knotenpunkte, die wir vor allem in den Gottesdienstgemeinden sehen, nicht zu zerschlagen, mit denen viele andere Gruppen und Initiativen eng und lebenswichtig verknüpft sind.

Auf dem Hintergrund der drei Modelle haben wir unser Modell „Münster-Süd“ entwickelt.


Darin versuchen wir, eine pfarrliche Struktur in die bunte Netzwerkrealität, in der Christinnen und Christen auf unterschiedliche Weise darstellen, dass Gott den Menschen Gutes will, zu integrieren. Dabei sehen wir Knotenpunkte, die schon heute wichtig sind und auch in der zukünftigen Pastoralstruktur bewahrt werden sollen: das sind im Wesentlichen die Gottesdienstgemeinden, die Menschen nah zu einander bringen, die nicht anonym sind und die mit vielen Initiativen lebendig zusammen hängen.
Im Blick auf St. Sebastian hat außerdem der Kindergarten für uns eine hohe Bedeutung für Nächstenliebe, für das Zeugnis, dass Gott alle Menschen liebt, auch die fremden und die nicht-katholischen, und für die Aufgabe, Gemeinschaft zu stiften durch die interkulturelle Integrationsarbeit, die bei den Kindern beginnt.
Unter dem Dach einer größeren Seelsorgeeinheit oder Pfarrei soll diese Vielfalt gemeindlichen Lebens sichergestellt werden.
Dabei müssen wir aber auch zu Veränderungen bereit sein, da man uns Mittel vor allem finanzieller Art streicht und zudem langfristig die rechtliche Frage des Pfarrers unbeantwortet ist.
So kommt es zu unserem Modell einer Netzwerkgemeinde unter dem Dach einer größeren Seelsorgeeinheit oder Pfarrei.

So weit stellt Arnd Bünker die Grundüberlegungen des Pfarrgemeinderates vor.

Gestaltungsvorschläge des Pfarrgemeinderates:

Eva-Maria König nimmt nun die Aspekte der Gottesdienstgemeinden und ihrer besonders eng verbundenen Netzwerkpartikel in den Blick.
Außerdem stellt sie die Überlegungen zum Kindergarten, der im Kontext der künftigen Pfarrheimnutzung betrachtet werden soll, vor:

Gottesdienstgemeinden als Knotenpunkte eines größeren Netzwerkes:

Die Gottesdienstgemeinden von St. Sebastian (Samstags- und Sonntagsgemeinde, Werktagsgemeinden (Senioren- und ‚Späte Messe’), Wortgottesdienstgruppe, ghanaische Gruppe, Queers, Vietnamesen) sollen in einer neuen Struktur erhalten werden, um auch den Lebensvollzügen in den an sie angehängten Gruppen und Initiativen eine Zukunft zu geben. Dafür braucht es einen angemessenen und erreichbaren Raum. St. Sebastian ist bereit, das Kirchengebäude St. Sebastian abzugeben, wenn es z.B. in Heilig Geist nach einem Umbau des dortigen Kircheninnern die Möglichkeit gibt, die heutigen Sebastiansgottesdienste dort in der gewohnten Weise, im gewohnten Stil und in der Zusammenarbeit mit den jeweiligen die Gemeindeidentität mittragenden Priestern/Gemeindeleitern zu feiern. Denkbar wäre die Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit dem Auftrag der Planungen der Umgestaltung der Kirche, um vielen unterschiedlichen Gottesdienstgewohnheiten eine Realisierungschance zu geben.
Alternativ zum Wechsel in eine andere Kirche wäre eine (Zwischen)Lösung im Pfarrheim denkbar, falls es die Möglichkeit zur Migration der Sebastiansgottesdienste nach Geist (noch) nicht gibt und die Sebastianskirche schon abgegeben würde.
Der Wechsel an einen anderen Ort schließt auch ein, dass die Gruppen und Initiativen (z.B. Eine-Welt-Verkauf, Kaffee nach dem Gottesdienst...) ebenfalls Raum unter dem Dach des anderen Ortes bekommen. Nicht zuletzt schließt die Bereitschaft zum Ortswechsel ein, dass für Menschen mit einem geringen Mobilitätsradius ein würdiger und niedrigschwelliger Fahrdienst eingerichtet wird (z.B. Sammelpunkte im Südviertel für ein Gruppentaxi).

Der Kindergarten soll mit seinem jetzigen Konzept der Integration als wichtiger Dienst am guten Leben der Menschen im Südviertel erhalten bleiben. Um dies zu sichern, sind wir bereit, einen anderen Träger zu suchen und die Räume des Kindergartens zu verpachten. Für eine konzeptionelle Weiterentwicklungsmöglichkeit des Kindergartens soll zudem die Seniorenstube zur Verfügung stehen.
Der Rest des Pfarrheims soll vor allem sozialen Zwecken und als Raum der Begegnung (Senioren, Münster-Tafel, Sozialbüro, Streetwork, kirchliche Gruppen mit Seelsorgefunktion, Familienzentrum...) dienen. Daher soll das Pfarrheim zumindest in Teilen auch in kirchlicher Hand bleiben.
Sollte es notwendig werden, das Pfarrheim als Gottesdienstraum zu nutzen, wäre das Pfarrhaus im Kirchenbesitz zu belassen, um die sozialen Zwecke und die Begegnungsräume zu ermöglichen. Falls die Gottesdienstgemeinden an einem anderen Ort eine Heimat finden können, könnte das Pfarrhaus ggf. auch abgestoßen werden.

Als strukturellen Rahmen für das erläuterte Pastoral- und Gebäudekonzept schlägt St. Sebastian eine Seelsorgeeinheit der drei Pfarreien St. Gottfried, Heilig Geist und St. Sebastian vor, um über die Integration der gemeindlichen Netzwerke zu einer inneren Bereitschaft und Fähigkeit zu kommen, einen weiteren Fusionsschritt zu gehen. Eine Seelsorgeeinheit ist der geeignete strukturelle Rahmen, um miteinander die klassische pfarrliche und oftmals einheitliche Gemeindementalität und die kerngemeindliche Exklusivität zu verlernen und eine bunte, vielfältige und unterschiedliche Netzwerkmentalität christlicher Gemeindebildung einzuüben.
Die neue Pfarrei soll – als Zeichen eines wirklichen Neuanfangs und als Zeichen der gleichwertigen gemeindlichen Knotenpunkte und Netzwerkstrukturen, die aus den alten Pfarreien hervorgehen – auch einen neuen Namen bekommen.

"Schnipsel" aus der Diskussion
(... so viel gehört - und jetzt?)

Nach der Vorstellung dieser konkreten Zukunftsüberlegungen in St. Sebastian, die von den Anwesenden mit Applaus bedacht wird, lädt Eva-Maria König zu einer Murmelphase ein.


In der anschließenden Diskussion werden folgende Fragen thematisiert:

• Wie steht es mit dem Umbau des Inneren der Geistkirche? Der Pastoralreferent Thomas Hußmann berichtet davon, dass es in Heilig Geist eine kleine Gruppe gebe, die sich eine Änderung des Gottesdienstraumes wünsche und hier an einem Meinungsbildungsprozess arbeite. Konkrete Planungen oder einen konkreten Beschluss gebe es noch nicht; eine Kooperation mit VertreterInnen aus St. Sebastian wäre aber denkbar und sinnvoll. Aus der Perspektive von Heilig Geist hält Thomas Hußmann die Überlegungen zum Umbau als Geste der Handreichung in Richtung St. Sebastian.
• Die Frage, ob ein Teilverkauf des Gebäudebestandes von St. Sebastian überhaupt denkbar ist, kann nicht beantwortet werden, allerdings bleibt die Zielsetzung der Sicherung des Kindergartens, seines pädagogischen Konzepts und der Arbeitsplätze von hoher Priorität. Dies werde auch von den Hauptamtlichen in der Seelsorge so gesehen und mitgetragen.
• Es solle bei allem Sinnvollen in den Überlegungen des Pfarrgemeinderates nicht vergessen werden, gegen die im Hintergrund liegenden grundsätzlichen pastoralen Entscheidungen und Weichenstellungen im Bistum Münster scharf zu protestieren. Es könne und dürfe nicht so getan werden, als sei die Politik, Gemeinden und Kirchen zu zerstören und gleichzeitig repräsentative Bauten (Generalvikariat, neue repräsentative Tagungshäuser, Bibliothek...) mit viel Geld zu errichten, richtig. Die Aggression gegen die Gemeinden und gegen Kirchen/Gottesdienstorte, von denen schließlich die Initialfunken christlichen Lebens ausgingen, dürfe nicht unwidersprochen bleiben. Dies öffentlich zu sagen und entschieden zu protestieren, sei auch Aufgabe unserer Gemeinde.
• Zustimmend wird hinzugefügt, dass wir uns als Gemeinde auch fragen müssen, wie viel pragmatischen „Realismus“ wir uns leisten können, ohne die eigene Glaubens- und Gemeindeidentität zu verraten. Es könne auch eine Situation eintreten, in der wir wahrhaftiger sind, wenn wir „realistischen“ Forderungen nicht nachgeben, anstatt uns auf faule Kompromisse einzulassen. Dies könnte auch bedeuten, den erzwungenen Tod von St. Sebastian ehrlich zuzugeben.
• Insbesondere die gemeindlich-plurale Situation von St. Gottfried/Maximilian Kolbe wird als mögliches Modell für eine Zusammenarbeit von Heilig Geist und St. Sebastian benannt. Dieses Modell sollen wir uns im Zuge einer Fusion nicht ausreden lassen.
• Die Überlegung, den Kindergarten über einen anderen Träger zu sichern, wird begrüßt.
• Eine Seelsorgeeinheit wird als derzeit einzig sinnvolle Weise der Kooperation gesehen. Eine Fusion löst Ängste – insbesondere vor Anonymität und dem faktischen Ausschluss der am meisten Benachteiligten – aus.

• Noch einmal wird gesagt, dass die Gemeinde deutlich machen soll, dass sie mit der Politik des Bistums nicht einverstanden ist.
• Es wird vorgeschlagen, die Überlegungen für die Kooperation unter eine Präambel zu stellen, die die Kritik an der Politik des Bistums benennt und einen scharfen Protest formuliert. Unter diesem Protest können dann die Vorschläge formuliert werden.
• Es wird noch einmal geklärt, dass der Ortswechsel der Gottesdienstgemeinde notwendig impliziert, auch einen Wechsel der mit ihr eng verbundenen Gruppen und Initiativen und eine Erreichbarkeit für Menschen mit geringer Mobilität zu ermöglichen. Ortswechsel wird also als umfassender Prozess gesehen, nicht nur als Ortswechsel einer liturgischen Veranstaltung. Letzteres wird ausdrücklich abgelehnt.
• Auf Nachfrage wird erläutert, dass die Gemeinde St. Sebastian unter realem Handlungsdruck durch die allgemeinen Kürzungen seitens des Bistums stehe. Dies betreffe auch alle anderen Gemeinden und sei Kennzeichen der Politik des Bistums.
• Es wird noch einmal die Notwendigkeit gesehen, Kritik an der Prioritätensetzung des Bistums zu üben (Repräsentation gegen Gemeindelebendigkeit).
• Das Modell Gottfried/Kolbe wird noch einmal als Modell für Sebastian/Geist gesehen – auch mit dem Aspekt von zwei unterschiedlichen Orten und Gemeinden. Thomas Hußmann stellt als Pastoralreferent die Vergleichbarkeit in Frage, da es bei einer Fusion um eine Zusammenführung gehe, während es im Falle von Maximilian Kolbe um eine pastorale Reaktion auf die Besonderheiten im Stadtteil Berg Fidel gegangen sei.
• Genau diese Stadtteilunterschiede werden auch für die Gebiete von Geist und Sebastian deutlich von mehreren Anwesenden benannt. Berg Fidel sei insofern auch strukturell in vielem mit dem Gebiet von St. Sebastian vergleichbar; Stichwort: sozialer Brennpunkt. Nicht zuletzt ist vielen SebastianerInnen Berg Fidel dadurch bekannt, dass die jüngere Generation aus Sebastian oft nach Berg Fidel umgezogen ist. („In Berg Fidel wohnen unsere Leute.“)
• Ergänzend wird auch deutlich, dass sich die Einwohnerstruktur von St. Sebastian in den letzten Jahren noch einmal geändert hat und viele Menschen hier wohnen, die keinen katholischen Hintergrund haben. Damit stellt sich die Herausforderung, in der Umwelt des Südviertels präsent zu sein, noch einmal neu – jetzt angesichts der hohen Zahl von Menschen, insbesondere junger Familien, mit Migrationshintergrund.
• Es wird betont, dass die Gemeinde St. Sebastian mit ihrem Netzwerk auch in einer neuen Struktur erhalten bleiben solle.
• Kontrovers wird darüber diskutiert, ob es noch Sinn mache, Protest zu äußern und damit Energien zu binden. Eine Mehrzahl der Anwesenden sieht den Protest als Zeichen der wahrhaftigen und gläubigen Auseinandersetzung mit der Situation, will aber auch gestalterischen Vorschlägen für die Zukunft nicht widersprechen. Daher solle der Vorschlag, die Kooperationsideen unter eine deutliche allgemeine Protestäußerung an die Adresse der verantwortlichen Bistumsleitung zu stellen, umgesetzt werden.
• Für den Ortswechsel der Gemeinde wird der Begriff der Asylsituation eingebracht. Die Legitimierung einer Sebastiangemeinde an anderem Ort könne analog zur Legitimation von muttersprachlichen Gemeinden gesehen werden. Die besondere Kultur in den Gottesdiensten von St. Sebastian legitimiere eine eigene Existenz als Gottesdienstgemeinde mit eigenem aber offenem Netzwerk.
• Die Diskussion um die Protestnote zeigt auch die schon einsetzende Trauer- und Wutbewältigung in der Gemeinde. Manche helfen sich durch den Blick nach vorne, andere sind noch bei der Enttäuschung. Besonders benannt wird die Situation derer, für die ein Ortswechsel von St. Sebastian das Ende ihrer Zugehörigkeit zu einer Gemeinde überhaupt bedeuten kann. Hier werden die Senioren und die Gruppe der psychisch Kranken genannt, für die ein Wechsel besonders schwierig ist.
• Es wird deutlich, dass diese Gruppen unsere besondere Aufmerksamkeit benötigen und dass in jedem Fall Wege der Mobilitätshilfe und der solidarischen Ermutigung und WeggefährtInnenschaft gesucht und gefunden werden müssen.
• Eine Asylsituation in einer anderen Kirche wird für unrealistisch gehalten.
• Auf Gruppenebene zeigt sich schon eine besser werdende Vernetzung (KFD), wobei die Räume und Gottesdienstorte der anderen noch immer fremd sind. Die Aufgabe von St. Sebastian, von Kirche und Pfarrheim, wäre auch der Verlust des Zuhauses im eigenen Stadtviertel.
• Auch auf der Ebene der Firmvorbereitung gibt es schon eine Verknüpfung im Netzwerk. Hier sei eine autonome Gruppe seit langem in der Zusammenarbeit erfolgreich.
• Es wird daran erinnert, dass es empirisch-soziologisch klar sei, dass eine Fusion von Kerngemeinden zu einer Gemeinde den Verlust der Menschen mindestens einer Gemeinde bedeutet. Entsprechende Beispiele konnten aus bisherigen Fusionsprozessen berichtet werden. Das Beispiel St. Bonifatius wurde genannt.
• Es wird vorgeschlagen über alternative Formen der Finanzmittelbeschaffung nachzudenken.

Votum der Gemeindeversammlung:

Eva-Maria König stellt nach der Diskussion die Frage, ob die Gemeindeversammlung die Richtung der Überlegungen und Konkretionen, wie sie vorgestellt wurden, billigen könne unter Ergänzung um eine deutliche Protestaussage an die verantwortliche Bistumsleitung.
Die Gemeindeversammlung stimmt diesem Vorschlag zu.

Damit bedankt sich Eva-Maria König bei den Anwesenden für die rege und engagierte Mitarbeit und beschließt die Gemeindeversammlung.